Die Impfbereitschaft gegen das Coronavirus in Österreich ist zuletzt merklich gestiegen. Während sich im Dezember noch 35 Prozent sicher oder wahrscheinlich impfen lassen wollten, waren es im Jänner 54 Prozent, berichtete die Initiative "Österreich impft" am Freitag bei einer Pressekonferenz. Unabhängig von der Umfrage wurde Skepsis gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca bemerkt. Alle zugelassenen Vakzine bieten einen hohen Schutz vor schweren Fällen, betonten die Mediziner.
Der Anteil der Bevölkerung, der sich sicher bzw. wahrscheinlich nicht impfen lassen möchte, sank bei der gleichen Fragestellung von Dezember zu Jänner von 38 auf 24 Prozent. Auch die noch unentschiedenen Befragten wurden im Monatsvergleich weniger - von 28 auf 20 Prozent. Das zeigen Marketmind-Umfragen mit je mehr als 1.000 Teilnehmern. Die Segmente der eingefleischten Impfgegner und überzeugten Impfenthusiasten waren im Dezember gleich groß, nun habe sich die Impfbereitschaft deutlich verbessert, erläuterte Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, als einer der Experten der Initiative.
"Für uns ist mittlerweile deutlich spürbar, dass sich die Bevölkerung mehr informiert und mit der Corona-Schutzimpfung auseinandersetzt", sagte Reingard Glehr vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Med-Uni Graz. Andererseits würden "immer mehr Falschmeldungen kursieren" und laut der Umfrage vermehrt Informationen in digitalen Medien und sozialen Netzwerken und weniger bei Hausärzten eingeholt werden, berichtete Glehr, die eine Hausarztpraxis in Hartberg führt.
Die Skepsis gegenüber dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca, der bisher neben den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna in Österreich zugelassen ist, sei eine "emotionale Reaktion, aber nicht auf Basis der Sachlage", sagte die Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt. Auch Gesundheitspersonal sei nicht gefeit davor, erläuterte sie zu Berichten von einem "Impfaufstand" von Spitalsmitarbeitern, die bevorzugt die mRNA-Impfstoffe verabreicht bekommen wollen.
Wiedermann-Schmidt hob hervor, dass alle in Österreich zugelassenen Impfstoffe "einen sehr hohen Schutz gegen schwere Erkrankungen haben". Das sei das Ziel in der Pandemie, schwere Krankheiten und Tode sowie eine Überlastung der Spitalskapazitäten zu verhindern. Zudem war es der wissenschaftlichen Vorsitzenden des Nationalen Impfgremiums wichtig zu betonen, "dass dieses Vergleichen der Impfstoffe nicht zulässig ist". "Sie können diese Daten nicht 1:1 vergleichen, weil sie in verschiedenen Studien gewonnen wurden", sagte auch der Facharzt Herwig Kollaritsch, ebenfalls Mitglied im nationalen Impfgremium.
Auch unter dem Gesundheitspersonal würden zwei Falschinformationen kursieren, berichtete Kollaritsch. Die erste sei, dass die Geimpften nach der Erstimpfung drei Monate schutzlos seien, weil erst dann die zweite Dosis vorgesehen ist. Dabei ist die Immunantwort bereits nach drei Wochen gegeben, erläuterte die Arbeitsmedizinerin Eva Höltl. "Der längere Abstand zwischen den Teilimpfungen soll die Impfwirkung nur verstärken." Das Argument einer geringeren Schutzwirkung gegen leichte Verläufe ließ Kollaritsch ebenfalls nicht gelten. "Es geht darum, bei jungem Personal schwere Erkrankungen zu verhindern, und das kann AstraZeneca ganz hervorragend." Die entstandene Skepsis sei "leider Gottes fatal", monierte Kollaritsch.