Während Europa mit den Folgen von Engpässen bei den Impfstoff-Lieferungen zu kämpfen hat, will sich die italienische Regierung in Sachen Corona-Vakzine immer mehr selbstständig machen. So plant die staatliche Gesellschaft Invitalia, mit einer 30-prozentigen Beteiligung bei dem römischen Pharmakonzern ReiThera einzusteigen. Dieser entwickelt einen Impfstoff und testet ihn an Freiwilligen im römischen Krankenhaus Lazzaro Spallanzani, sagte Regierungskommissar Domenico Arcuri.
81 Millionen Euro zahlt Invitalia, um bei ReiThera einzusteigen. Die Testphase für das Vakzin soll spätestens im Juni zu Ende gehen. Danach soll der Impfstoff die Zulassung der europäischen Pharmabehörde EMA erhalten. Schon im Sommer könnte das Serum auf den Markt kommen. 100 Millionen Dosen Impfstoff pro Jahr will ReiThera herstellen. Damit will sich Italien von den Lieferungen ausländischer Pharmakolosse wie Pfizer/BioNTech und AstraZeneca unabhängiger machen. Bei ReiThera ist die Anstellung von 40 neuen Mitarbeitern geplant.
"Die italienische Impfstoff-Produktion wird uns ermöglichen, unsere Bekämpfung der Pandemie zu stärken und die Impfkampagne zu beschleunigen. So hoffen wir, einen rascheren Ausweg aus der Epidemie zu finden", sagte der für die Impfkampagne zuständige Regierungskommissar Arcuri.
Seit dem Sommer laufen im römischen Krankenhaus Spallanzani die Impfstofftests von ReiThera gegen SARS-CoV-2. 92,5 Prozent der getesteten Personen habe Antikörper gegen das Virus entwickelt. Die Freiwilligen, die sich der Impfung unterzogen, gehörten den Altersgruppen von 18 bis 55 Jahren und von 65 bis 85 Jahren an. Auch mehrere Ärzte meldeten sich.
Seit dem Impfstart am 27. Dezember wurden in Italien 1,5 Millionen Personen geimpft. Damit ist Italien weiter das EU-Land mit der höchsten Zahl an Geimpften. Wegen Engpässen bei den Lieferungen der Corona-Impfdosen wird Italien aber erst Anfang März die Impfung von Senioren im Alter von über 80 Jahren beginnen können, teilte Vize-Gesundheitsminister Pier Paolo Sileri mit. Italien will der zweiten Impfung jener Personen Priorität geben, denen bereits eine erste Dosis injiziert wurde. Vorrang haben bei der Impfkampagne in Italien das Gesundheitspersonal sowie Bewohner von Seniorenheimen.