Als „herben Rückschlag“ hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober die abendliche Hiobsbotschaft, dass AstraZeneca statt der erwarteten zwei Millionen Impfdosen im ersten Quartal nur rund 600.000 liefern werde, bezeichnet. "Das sind sehr, sehr schlechte Nachrichten". Im ersten Quartal sollte Österreich neben den zwei Millionen Dosen von AstraZeneca 95Ö.000 von Biontech und 200.000 von Moderna erhalten, auch Biontech kämpft mit Lieferschwierigkeiten. In beiden Fällen ist von Produktionsproblemen die Rede.
"Deutliche Verzögerungen"
Österreich sei nicht bereit, das einfach hinzunehmen. „Wir kämpfen dafür, dass diese Lieferungen rasch nachgeholt werden. Wir werden verhandeln.“ Anschober meinte, erst nächste Woche erklären zu können, welche Auswirkungen der Einbruch bei der Produktion auf den von der Regierung entwickelten Impfplan habe. Es werde "im ersten Quartal zu deutlichen Verzögerungen" kommen, räumte Anschober in der Zib2 ein.
Bis zu sieben Impfdosen aus einer Ampulle
SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner fordert ebenfalls in der "ZiB2" das Gesundheitsministerium auf, Sofortmaßnahmen gegen den drohenden Lieferengpass zu setzen. Dafür legte sie drei konkrete Vorschläge auf den Tisch. Erstens sollten statt derzeit fünf bis sechs nun sechs bis sieben Impfdosen aus einer Ampulle gezogen werden. Damit könnte man zusätzlich 10.000 Menschen pro Woche impfen. Das müsste einheitlich und mit der Freigabe des Gesundheitsministeriums geschehen. Zweitens könnte man für die Zeit der Impfstoff-Knappheit das Impfintervall zwischen der ersten und der zweiten Impfung von drei auf fünf bis sechs Wochen ausdehnen. Und drittens sollte die Regierung versuchen, von anderen Ländern, wie etwa aus Israel, Impfstoffe für Österreich zu besorgen.
Skeptisch zeigte sich Rendi-Wagner, ob man ab dem 8. Februar wirklich den Lockdown beenden und alle Bereiche wieder öffnen kann. Auf eine entsprechende Frage meinte sie, dass derzeit "in Summe eine schwierige Situation" bestehe. Sie verwies darauf, dass es angesichts der Lieferengpässe wohl nicht gelingen werde, bis dahin alle Risikogruppen durchzuimpfen und damit den Druck aus dem Gesundheitssystem zu nehmen. Außerdem seien die Infektionszahlen derzeit immer noch zu hoch und zusätzlich haben man auch noch mit den Mutationen zu kämpfen.
Bezüglich ihrer Annäherung an die Regierung und die gute Gesprächsbasis mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), sagte Rendi-Wagner, sie sei froh, dass sich die Gesprächsbasis verbessert habe. Dabei gehe es nicht um Taktik sondern um Vernunft. Zur Lösung der Krise brauche es gemeinsame Anstrengungen.