Die Verbreitung der neuen ansteckenderen Corona-Variante könnte schon recht weit fortgeschritten sein. Wie erste bekannt gegebene Ergebnisse einer Stichprobe von 83 positiven PCR-Tests zeigten, wurde bei 14 die für das britische Virus typische Mutation nachgewiesen. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker sah den Verdacht bestätigt, wonach die Variante schon länger in Österreich sein dürfte. Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht keine großen neuen Erkenntnisse.
Durchgeführt wurde die spezifische PCR-Analyse an der MedUni Wien. Hacker (SPÖ) hat laut eigenen Angaben am Donnerstag den Auftrag erteilt, alle positiven PCR-Befunde in Wien auch automatisch auf Mutationsmarker mittesten zu lassen. Nun gebe es den ersten Outcome des Auftrags. "Wichtig ist, dass es sich hierbei - Stand jetzt - immer noch um Verdachtsfälle handelt und die endgültige Bestätigung durch Sequenzierungen aussteht", sagte der Ressortchef.
Offen, welche Mutationen
Offen sei auch noch, um welche Mutation es sich tatsächlich konkret handle. Das erste Resultat bestätige jedoch den Verdacht der Stadt Wien, dass die besagte Mutation B.1.1.7. sich wohl bereits viel länger in Österreich aufhalte als seit erst ein paar Wochen. Hacker hatte bereits wiederholt die Vermutung geäußert, dass eine Verbreitung zwischen 15 und 20 Prozent nicht überraschend wäre.
"Für eine definitive Beurteilung dieser Situation und eine etwaige Neu-Beurteilung der Situation der letzten Wochen ist es noch zu früh, da die Ergebnisse der Sequenzierungen erst im Laufe der kommenden Woche einlangen. Danach gibt es ein klareres Bild, das dann eben zu beurteilen sein wird", betonte der Stadtrat.
Mit 14 Verdachtsmomenten auf die britische Mutation des Virus bei 83 positiven Proben kann natürlich unmöglich auf die derzeitige Ausbreitung der Version B.1.1.7. geschlossen werden, sagte Peter Klimek vom Complexity Science Hub (CHS) Vienna. Der Komplexitätsforscher wies darauf hin, dass aufgrund der PCR-Vorproben auch erst einmal eine hohe Wahrscheinlichkeit auf das tatsächliche Vorhandensein der Mutation gegeben ist, aber auch diese erst nach der Sequenzierung endgültig ist. Um das tatsächliche Ausmaß der Mutations-Anteils festzustellen bräuchte es eine ausreichend große Stichprobe, ähnlich wie bei einer Meinungsumfrage.
So gesehen haben diese 14 Fälle der möglichen Mutation, die bei den positiven Corona-Tests an einer Teststraße in Wien registriert wurden, keinen neuen Erkenntniswert, erläuterte Klimek, denn dass die aufgetretene Coronavirus-Mutation bereits im Wiener Abwasser ihre Spuren hinterlassen haben könnte und damit in der Bundeshauptstadt kursiert, stand ja bereits fest. Die in der Wiener Hauptkläranlage am Dienstag entnommene Probe wurde in einer Vortestung ebenfalls positiv auf die neue Variante getestet. Es sei so auf jeden Fall noch zu früh, um neue Schlüsse zu ziehen.
Man könne aber davon ausgehen, dass sich B.1.1.7. in einer ähnlichen Geschwindigkeit wie in Dänemark ausbreiten werde. Dort wurde anhand der dort hohen Rate an SARS-CoV-2-Sequenzierungen festgestellt, dass der Anteil von B.1.1.7 an den untersuchten Virusproben binnen drei Wochen von 0,2 auf 2,3 Prozent gestiegen war. Daher könne man auch im Fall von Österreich davon ausgehen, dass die Probleme mit der Mutation nicht erst in zwei Monaten auftreten werden, sondern eher bereits davor.