Nächste Woche? Übernächste? Ab 1. März? Oder erst ab Ostern, so wie in manchen deutschen Öffnungsszenarien gemenetekelt? Nach Parlamentsdebatte und Ministerrat heute soll es, wohl bis Ende der Woche, endlich Neuregelungen Regelungen für eine Wiederaufnahme des Kulturbetriebs geben. Dass der erst letzte Woche bis 24. Jänner verlängerte Lockdown ein weiteres Mal ausgedehnt wird, ist angesichts der Infektionsentwicklung sehr wahrscheinlich.
Die Kulturbranche ist entsprechend enerviert. Tenor: Im ständigen Hin und Her der Verschiebungen geht jede Planungssicherheit flöten. Und mit ihr ein verunsichertes Publikum, das lieber daheimbleibt, wenn es damit rechnen muss, dass jeder hastig angepasste Spielplan ohnehin wieder fällt. An Staatsoper und Burgtheater schwillt der Premieren-Stau ebenso wie am Grazer Opernhaus. Das darf nun auch den sechsten Premierentermin für Puccinis „Madama Butterfly“ planen.
Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit der aktuellen Einschränkungen schlägt sich unter etlichen Veranstaltern der Ärger über das Kommunikationschaos der Regierung Bahn. Manchmal mündet er auch in durchaus konstruktive Forderungen: Die Interessensgemeinschaft der Programmkinos etwa drängte am Dienstag auf praktikable Vorgaben „für ein wirtschaftlich vertretbares Aufsperren“ – und auf die niederschwellige Gestaltung der umstrittenen Eingangstests. Derlei beschäftigte jüngst auch einen Zusammenschluss wichtiger Bühnen- und Konzerthäuser.
Dass Veranstaltungszutritte nur gegen Vorweis eines negativen Coronatests gewährt werden sollen, entwickelt sich zu einem der größten Diskussionspunkte in der Wiedereröffnungsfrage – umso mehr, als jüngst eine geplante Ungleichbehandlung von Gastronomie (keine Tests) und Kulturbetrieb (Testpflicht) kolportiert wurde. Die ist aber unwahrscheinlich – wer sollte auch dem Wahnwitz folgen können, dass eine fröhliche Runde am Wirtshaustisch weniger ansteckungsgefährdet ist als Konzertbesucher mit Abstand und Maske. Zumal es in allen Häusern Präventionskonzepte gibt, die bisher offenbar wirksam waren – und in Sälen mit geeigneter Lüftungsanlage die Gefahr einer Corona-Infektion durch Aerosolübertragung „nahezu ausgeschlossen werden kann“, wie jüngst eine Studie des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts im deutschen Goslar bestätigte.
Der Test als zusätzliche Kultur-Eintrittskarte dürfte jedenfalls gesetzt sein. Den Zugang zu den Teststrecken werden die Länder gewährleisten müssen. Offen ist, wie die standardisierten Kontrollen durchgeführt werden. Die Veranstalter wünschen sich zusätzlich gestelltes Sicherheitspersonal: Angesichts von Unklarheiten über Durchführung, Kontrolle und Zertifizierung der Tests sowie in Haftungsfragen lehnen es die Programmkinos etwa rundheraus ab, „behördliche Aufgaben“ zu übernehmen und Testzertifikate zu kontrollieren. Letztlich wird das aber wohl ein Zusatzjob für die Saalordner.
Ute Baumhackl