Die Vakzine von Moderna und BioNTech/Pfizer haben bereits eine EU-Zulassung erhalten. Als Nächstes könnte der Impfstoff der britischen Elite-Universität Oxford und des Pharmaunternehmens AstraZeneca an der Reihe sein – womöglich noch im Jänner. Doch bis dahin sind noch ein paar Schritte zu gehen. Für die Zwischenauswertung der Vakzine von AstraZeneca wurden die Daten von erst 11.636 Probanden analysiert. Insgesamt aufgenommen worden waren 23.848 Probanden.
Die Zwischenauswertung dieser Studie schreibt dem vektorbasierten Vakzinauf den ersten Blick eine Schutzrate von nur 70,4 Prozent zu, die bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffe weisen Werte von über 90 Prozent aus. Dem Infektiologen Herwig Kollaritsch zufolge ist dieser Befund allerdings differenzierter zu betrachten. Denn das ist das kombinierte Ergebnis mehrerer unterschiedlicher Versuchsgruppen mit teils unterschiedlichen Dosierungen.
Weniger Impfstoff, bessere Wirkung?
"Eine Gruppe hat zweimal die gleiche Dosis in einem Zeitraum von 28 Tagen bekommen. Hier kam man auf eine Wirksamkeit von 60,3 Prozent. Bei einer anderen Gruppe wurde zuerst nur die halbe Dosis verabreicht, dann die volle. Hier kam man auf eine Wirksamkeit von 90 Prozent", erläutert Kollaritsch.
Der Grund hierfür ist, dass vektorbasierte Impfstoffe das Immunsystem nicht nur gegen das Coronavirus rüsten, sondern auch gegen den Vektor selbst. „Wenn man also gleich bei der ersten Impfung die volle Dosis verabreicht, kann die Wirkung beim zweiten Durchgang vermindert werden“, sagt Kollaritsch. Es wird also vieles von der richtigen Dosierung abhängen.
Weil das russische Gamaleja Institut einen anderen Vektor nutzt, könnte man diese Impfstoffe auch kombinieren, um eine bessere Wirkung zu erzielen. AstraZeneca lotet eine Kooperation bereits aus. Einige Ergebnisse stehen also noch aus. Schon jetzt ist für Kollaritsch aber klar, dass der AstraZeneca-Stoff "fast das Gleiche kann", wie die bereits zugelassenen.
Und darüber hinaus gibt es noch einige Vorteile: Der Impfstoff wird viel billiger als die bisherigen, er ist einfacher herzustellen und auch viel einfacher zu lagern. Auch was schwere Krankheitsverläufe betrifft, scheint der Impfstoff „sehr gut zu sein“, wie Kollaritsch betont. Positiv bewertet er auch die Verzögerung der Einreichung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde. Denn das bedeutet, dass man sehr genau prüft.
Matthias Reif