Als zweiter Corona-Impfstoff ist ab sofort auch das Mittel des US-Herstellers Moderna in der Europäischen Union zugelassen. Dies entschied die EU-Kommission am Mittwoch auf Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA. Damit kommen bald zusätzliche Impfstoffmengen in Europa auf den Markt.
Der Hersteller will einem Rahmenvertrag zufolge nach und nach 160 Millionen Einheiten an die EU-Staaten liefern. "Wir werden mehr als genug sichere und wirksame Impfungen zum Schutz aller Europäer haben", sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.
Der Moderna-Impfstoff gilt als ebenso wirksam, aber etwas unkomplizierter in der Verwendung als das Mittel von Biontech/Pfizer, das am 21. Dezember als erstes die EU-Zulassung bekam. Er muss anders als das Mittel von Biontech/Pfizer nicht bei minus 70 Grad gekühlt werden. In den USA wird das Moderna-Vakzin nach einer Notfallzulassung bereits seit kurz vor Weihnachten gespritzt.
In der EU hat es nun nach umfangreicherer Prüfung durch die EMA eine reguläre, bedingte Marktzulassung. Bedingt heißt, dass der Hersteller verpflichtet ist, auch nach Beginn der Impfungen Daten etwa zur Langzeitwirkung an die EMA zu übermitteln.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): "Die heutige Zulassung des Impfstoffs von Moderna ist ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen die Pandemie. Damit haben wir mehr Impfstoff in der EU zur Verfügung und können die Pandemie schneller bekämpfen. Ich hoffe nun auch auf eine rasche Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca und der Universität Oxford in der EU unter Einhaltung aller wissenschaftlichen Standards, nachdem zuletzt Großbritannien und Indien Zulassungen erteilt haben."
Die EU kann insgesamt 160 Mio Dosen von Moderna abrufen. Für Österreich, dem stets in etwa zwei Prozent zustehen, bedeutet dies Dosen in Höhe von 3,2 Millionen. Im ersten Quartal würden laut Kurz 200.000 Dosen von Moderna geliefert. Damit könnte Österreich mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna über 500.000 Menschen im ersten Jahresviertel impfen.
Die Empfehlung der EMA für die Genehmigung der Marktzulassung eines zweiten Impfstoffes sei eine gute Nachricht für die EU und für Österreich - "unsere Prognosen sind ein weiteres Mal erfüllt", meinte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch. Nun erwarte er die Marktzulassung für AstraZeneca als dritten wichtigen Impfstoff im Februar. "Damit kann unsere Impfstrategie wie geplant Schritt für Schritt umgesetzt werden."
Modernas Mittel braucht zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen, um wirksam zu sein; von Pfizer/Biontechs Mittel soll nach drei Wochen eine zweite Dosis verabreicht werden. Beide Mittel hatten in Testreihen eine hohe Wirksamkeit von um die 94 Prozent und nur wenige Nebenwirkungen gezeigt.
Moderna mit Sitz in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts hatte vor einigen Wochen erklärt, in den ersten drei Monaten 2021 würden 100 bis 125 Millionen Impfdosen des Vakzins mit dem Namen "mRNA-1273" produziert. Davon sollen 15 bis 25 Millionen außerhalb der USA zur Verfügung stehen. Die ersten Lieferungen an die EU-Staaten könnten noch im Jänner beginnen.
Wie das Mittel von Biontech/Pfizer ist auch das von Moderna ein sogenannter mRNA-Impfstoff. Enthalten sind genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.
In den nächsten Monaten sollen noch weitere Impfstoffe in Europa auf den Markt kommen. Als nächstes könnte das Vakzin von Astrazeneca an der Reihe sein, das in Großbritannien bereits mit einer Notfallzulassung genutzt wird. Davon hat die EU-Kommission bis zu 400 Millionen Dosen bestellt. Von Biontech/Pfizer waren es 300 Millionen Dosen. Die EU-Kommission verhandelt mit dem Unternehmen derzeit, ob noch mehr geliefert werden kann.