Die Schweiz wird über den Winter zur Wintersport-Insel: Die Skilifte sollen dort trotz Pandemie über die Festtage offen bleiben, während Nachbarländer sich für Schließungen aussprechen. Trotzdem dürften kaum ausländische Gäste auf die Schweiz ausweichen. Deutschland, Frankreich und Italien wollen ihre Wintersportorte aus Angst vor möglichen Coronavirus-Ansteckungen bis im Jänner geschlossen halten.
Und sie machen sich dafür stark, dass sämtliche Skigebiete in Europa schließen. Die Schweiz dagegen wehrt sich ebenso wie Österreich gegen diesen Schritt. Die Losung lautet: Schutzkonzepte statt Schließungen.
Schweizer Tourismus- und Bergbahnvertreter sind zuversichtlich, dass dies reicht, damit es nicht zu einem zweiten Ischgl kommt. Der Tiroler Wintersportort hatte sich während der ersten Infektionswelle zu einem Corona-Hotspot entwickelt. Als Profiteure von Schließungen in benachbarten Alpenländern sehen sich die eidgenössischen Touristiker aber nicht. Denn erwartet werden vorwiegend Schweizer Gäste. Aus dem Ausland dürften kaum Urlauber kommen. Gäste aus dem wichtigsten Auslandsmarkt Deutschland haben ihre Reisen vielfach vorsorglich storniert und warten nun die Entwicklung ab.
Kommen auch ausländische Touristen?
Der Grund dafür ist klar: Reisebeschränkungen im Ausland und die Quarantänepflicht bei einer Rückreise aus der Schweiz verhindern weitgehend, dass Gäste aus dem Ausland kommen. Zudem sei es im Interesse der Schweiz, die guten Beziehung zu den Nachbarstaaten aufrechtzuerhalten, meint Simona Altwegg von Zermatt Tourismus.
Und vieles hänge derzeit selbstverständlich vom Verlauf der Pandemie ab. Jedes Land mache seine eigene Risikobeurteilung. Inwiefern Gäste aus der Schweiz das Fehlen ausländischer Touristen wettmachen können, bleibt noch offen. Viele Buchungen erfolgten derzeit sehr kurzfristig, heißt es von verschiedenen Seiten.
Dass es auch in der Schweiz wie im Frühjahr zu Schließungen von Bahnen und Skiliften kommt, wird derzeit nicht erwartet. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, unsere Schutzkonzepte funktionieren", sagt etwa Michael Kirchner von der Engadin St. Moritz Mountains AG.
So gilt bei den Bergbahnen: Wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, muss eine Maske getragen werden. Die Maskenpflicht gilt in Warte- und Anstehzonen vor Stationen innerhalb und außerhalb von Gebäuden sowie für Skilifte und Sesselbahnen.
Einige Bergbahnunternehmen verlängern auch ihre Betriebszeiten, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Zudem wird der Online-Verkauf gefördert - so etwa in Laax, wo es Tages- und Halbtageskarten nur noch übers Internet gibt. Oder es werden gar Reservationssysteme für eine Bergfahrt eingeführt wie etwa in der Skiarena Andermatt-Sedrun.
Zur Herausforderung könnte allerdings die Wartezeit vor dem Betriebsbeginn an der Talstationen werden, sagt Simona Altwegg von Zermatt Tourismus. Abhilfe schaffen soll zusätzliches Personal, das Gäste auf Abstandsregeln aufmerksam macht. Möglich sei aber auch eine Anpassung des Busfahrplans, um Personen dezentral warten zu lassen.
Après-Ski wie in normalen Wintern werde es aber nicht geben, zeigt sich Altwegg überzeugt. Denn auch in Gastronomiebetrieben gilt Maskenpflicht - erst, wer platziert wurde, darf den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Dabei gilt: Getränke und Speisen dürfen nur sitzend eingenommen werden.
Und nur maximal vier Leute dürfen an einem Tisch zusammensitzen. Ausgenommen davon sind Familien - sprich Großeltern, Eltern und Kinder. Aber nur, sofern sie im gleichen Haushalt leben, was für viele Familien kaum ein realistisches Szenario ist.