Wie die "Kronen Zeitung" berichtete und ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Samstag der APA bestätigte, sollen die Tests nun am Freitag den 4. Dezember starten. Schuld soll das vom Bund gestellte IT-System sein. Dieses könne offenbar vorher nicht in Betrieb genommen werden, hieß es aus dem Büro des Gesundheitsstadtrates gegenüber der "Krone".
Nähere Details dazu soll es bei einem Pressetermin am morgigen Sonntag geben. Zuvor hatte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) noch den Umstand verteidigt, dass die Coronavirus-"Massentests" in Wien schon am 2. Dezember beginnen. Man folge hier den westlichen Bundesländern, die ebenfalls früher starten, sagte Ludwig im Ö1-Mittagsjournal. Er geht laut eigenen Angaben davon aus, dass der Bund die Maßnahme bereits "durchgeplant" hat.
"Dass wir das früher machen, hängt damit zusammen, dass völlig zu Recht die westlichen Bundesländer sich entschieden haben, die Tests so vorzunehmen, dass Menschen, die eventuell in Quarantäne kommen, vor dem Weihnachtsfest wieder zu Hause sein können. Ich finde, das ist ein logischer Zugang." Man habe dem Bund oder dem Bundesheer nicht über die Medien ausgerichtet, wann man starte. Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und auch das Wiener Militärkommando seien vorher informiert worden, versicherte Ludwig.
Wien habe eine gewisse Skepsis angemeldet, was Massentests betreffe. Jedoch habe Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigt, dass diese österreichweit stattfinden sollten. "Von daher haben wir uns darauf vorbereitet." Wien habe angeboten, die Rahmenbedingungen für die Tests, die vom Bundesheer organisiert würden, zu schaffen. Es seien auch zusätzlich 200 Sanitäter angeboten worden, was aktuell eine große Herausforderung sei. "Wir wollen die Maßnahme der Bundesregierung unterstützen, wo wir können", beteuerte der Bürgermeister.
Da der Kanzler die Tests in der Pressestunde angekündigt habe, seien die entsprechenden Vorbereitungen wohl getroffen worden, vermutete Ludwig. Er nehme an, "dass man nicht erst jetzt überlegt, wie man das organisatorisch umsetzt". Immerhin seien alle Bundesländer aufgefordert worden, sich zu beteiligen. "Ich gehe davon aus, dass das durchgeplant ist."
Regionale Schritte nach Lockdown
Die weiteren Schritte nach dem Lockdown werde man sich wohl regional ansehen müssen, meinte Ludwig. Wien sei in einer "guten Situation", da es aktuell die geringsten Infektionszahlen - bezogen auf die Einwohnerzahl - verzeichne. Und er betonte: "Wir testen sehr viel. Das war von Beginn an unsere Strategie." Die Situation sei in Wien immer stabil gewesen, auch wenn dies vor der Wahl anders dargestellt worden sei.
Bundeskanzler Kurz lobte zuvor das Engagement der Länder und Gemeinden für die im Dezember geplanten Antigen-Massentests gelobt. "Dass sich alle Bundesländer beteiligen und bereits Termine vorgezogen und fixiert haben, ist sehr erfreulich", erklärte der Kanzler, der sich überzeugt zeigte, dass mit den Massentests das Infektionsgeschehen bis zur Impfung unter Kontrolle gebracht werden könne.
Kurz dankte den Vertretern der Länder und Gemeinden sowie den verschiedenen ehrenamtlichen Organisationen wie beispielsweise der Freiwilligen Feuerwehr oder den Rettungsorganisationen, die bei den Testungen mithelfen werden. Innerhalb weniger Tage hätten die Länder und Gemeinden mit dem Bundesheer und den Gesundheitsbehörden alle Vorkehrungen getroffen, damit ab kommender Woche mit den ersten Massentests begonnen werden könne, so der Kanzler. Den Anfang macht die Bundeshauptstadt Wien am 2. Dezember.
Aus den Rückmeldungen der Länder und Gemeinden vernehme er, "dass sich viele an den Tests beteiligen werden", so Kurz. Das hätten auch die Testungen in Südtirol gezeigt. Dort sei es mit dem Massentest und der starken Beteiligung der Bevölkerung gelungen, den entscheidenden Reproduktionsfaktor "R" von 1,4 Richtung 0,5 runterzudrücken. Ähnlich in der Slowakei. Er rief abermals zu einer hohen Beteiligung auf. Denn je höher diese sei, desto eher könne es gelingen, asymptomatische Corona-Infizierte zu identifizieren und Infektionsketten zu durchbrechen. Auch die gestern präsentierte Dunkelzifferstudie habe gezeigt, "wie wichtig diese Testungen sind und dass das Testen breiter Bevölkerungsgruppen notwendig ist", argumentierte Kurz.
Die geplanten Antigen-Massentests stießen weiter auf oppositionelle Kritik. SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer empörte sich über die im Vergleich zur Slowakei hohen Anschaffungskosten der Tests hierzulande. Laimer stieß sich vor allem an den Anschaffungskosten: "Während die WHO, USA aber auch das kleine Land Slowakei einen Test um rund 4 Euro erwarben, hat das Bundesheer knapp 7 Euro pro Test hingelegt." Hochgerechnet auf die insgesamt 10 Millionen angeschafften Tests seien das Mehrkosten von knapp 30 Millionen Euro. Für diese müssten nun die österreichischen Steuerzahler "blechen".
FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak bezeichnete sie als "gesundheitspolitische Schnapsidee". Kaniak kritisierte die seiner Meinung nach zu hohe Fehlerquote und dass viel zu viele Ressourcen gebunden bzw. zu hohe Kosten verursacht würden. Die Massentestung sei "hochgradig ineffizient" und würde "wirklich notwendige Testungen" verlangsamen oder gar verhindern, weil Kapazitäten blockiert würden.