Zwischen den dramatischen, oft verwirrenden und manchmal zutiefst österreichischen Nachrichten zum Coronavirus gesellen sich wieder vorsichtig gute. Gestern ist in Wien die 7-Tages-Inzidenz zum ersten Mal seit knapp einem Monat wieder unter 300 gesunken. Außerdem hat Gesundheitsminister Anschober den ersten Entwurf einer Impfstrategie vorgestellt. Jetzt, wo sich die ganztägigen Ausgangsbeschränkungen und das Schließen vieler Geschäfte langsam auch in den Infektionszahlen niederschlagen, stellt sich die Frage, ob sich die Beschränkungen davor im erhofften Maß auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt haben. Die Stabilisierung der aktiven Fälle in den vergangenen Tagen deutet zumindest darauf hin.
Auch auf die Mobilität haben sich die früheren Maßnahmen zumindest ein bisschen ausgewirkt, wie Daten des Google Mobility Reports zeigen. Für diesen Report ordnet Google anonymisierte Bewegungsdaten österreichischer Handys bestimmten Orten zu und vergleicht sie mit einem Referenzzeitraum, in dem Corona in erster Linie eine Biersorte war. Dieser liegt zwischen 3. Jänner und 6. Februar. Die Rohdaten aus dem Bericht zeigen für jeden Tag die Veränderungen zu einem selben Wochentag in eben diesem Referenzbereich. In den folgenden Grafiken wurden die Kurven für eine bessere Übersichtlichkeit etwas geglättet.
Googles Kategorie der Bahnhöfe und Haltestellen, zu denen auch U-Bahn-Stationen zählen, ist etwa ein guter Indikator für den Pendlerverkehr. Trotz dem Aufruf zum Home Office deuten die Daten darauf hin, dass weniger Betriebe als im Frühjahr darauf setzen. Laut den Wiener Linien befördern die Öffis in der Stadt derzeit rund 60 Prozent weniger Menschen als durchschnittlich. Als die Ausgangsbeschränkungen nur in der Nacht galten, verzichteten schon tagsüber rund 40 Prozent auf die Öffis in der Stadt. Im ersten Lockdown waren es sogar 80 Prozent weniger Fahrgäste.
Ähnlich wie die Kurve der Bahnhöfe ist jene der Kategorie "Einzelhandel und Freizeit". Dazu zählen laut Google etwa Einkaufszentren, Restaurants, Museen oder Kinos. Auch dort war im Sommer allgemein weniger los als im Jänner. Wieder erholt sich die Kurve nach den ersten Lockerungen erst langsam. Mit ein Grund dafür ist wohl die Jahreszeit, aber auch die Öffnung der Gastronomie, die erst Mitte Mai erfolgt ist. Im Herbst sind das Aus des Barbetriebs und die wiedereingeführte Maskenpflicht in Gastronomiebetrieben dann deutlich zu erkennen, der Knicks zu den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen und dem Kultur-Shutdown ebenso.
Ganz anders sind hingegen die Kurven der Mobilität in den Parks. Sie sind im Sommer nahezu explodiert. Überraschend ist hier auf den ersten Blick, dass Österreich hier die Hauptstadt weit überragt. Parks sind doch eher eine städtische Angelegenheit – wir erinnern uns an die Debatte rund um die Bundesgärten. Googles Definition von Parks nimmt dann aber die Überraschung und zeigt recht eindeutig, wo die Österreicher*innen den Sommer am liebsten verbracht haben: "Nationalparks, öffentliche Strände, Hundeauslaufgebiete, öffentliche Plätze und öffentliche Gärten" – kurz: draußen.
Peter Schöggl