Französische Wintersportorte können erst Ende des Jahres wiedereröffnet werden. Das sagte der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag in einer Fernsehansprache an die Nation angesichts der von Italien angestoßenen Debatte zur Schließung von Skigebieten zu Weihnachten wegen der Coronavirus-Pandemie.
"Die Regierung hat Gespräche mit der Industrie geführt, aber es scheint unmöglich, eine Wiedereröffnung für die Feierlichkeiten zum Jahresende in Betracht zu ziehen", sagte Macron und fügte hinzu, dass eine Wiedereröffnung im Jänner unter guten Bedingungen und in Abstimmung mit anderen europäischen Ländern vorzuziehen wäre. Wenig Freude mit dem Vorstoß aus Rom hat Österreich.
Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die Weihnachtsferien stillstehen sollen.
Auch Deutschland kritisch
Der Tourismusbeauftragte der deutschen Regierung, Thomas Bareiß, sieht ein generelles Verbot der Skisaison kritisch. Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch: "Sicherheit geht auch im Winter vor. Aber ich bin davon überzeugt, dass Skifahren in einem gewissen Umfang und unter klaren Kriterien wie zum Beispiel einer maximal erlaubten Anzahl von täglichen Skipässen ohne Probleme möglich ist."
"Wir sollten Dinge möglich machen, wo man Sicherheit schaffen kann. Ein generelles Verbot halte ich für falsch", so Bareiß. Neben dem nachvollziehbaren Wunsch vieler Menschen, mal raus zu kommen, sei die Skisaison auch für viele Regionen Deutschlands ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium.
Die gesamte Reise-, Tourismus- und Veranstaltungsbranche sei wirtschaftlich an einer Belastungsgrenze angekommen, so Bareiß. "Weitere Lockdown-Maßnahmen und Finanzhilfen müssen Hand in Hand gehen. Es wird eine finanzielle Herausforderung, aber die Menschen können sich drauf verlassen, wir lassen niemanden im Regen stehen." Bund und Länder wollen den Teil-Lockdown in Deutschland voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten verlängern. Der deutsche Bund plant weitere Finanzhilfen.
Conte will Pisten schließen
Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Jänner geschlossen halten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte den Vorstoß unterstützt. "Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung", sagte er am Dienstag in München. Wer in Risikogebieten Skifahren gehe, müsse zehn Tage in Quarantäne. "Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall."
Nach einem zweiten Corona-Lockdown, der am 30. Oktober begann, sind die Infektionsraten in der vergangenen Woche in Frankreich stark gesunken. Macron kündigte die Lockerung mehrerer Beschränkungen an, einschließlich der Wiedereröffnung der Geschäfte ab Samstag.
"Der Höhepunkt der zweiten Welle ist vorbei"
Angesichts einer verbesserten Corona-Lage hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erste Lockerungen der strengen Beschränkungen im Land angekündigt. "Der Höhepunkt der zweiten Welle ist vorbei", sagte Macron am Dienstagabend bei einer Ansprache im französischen Fernsehen. Die Bemühungen hätten sich ausgezahlt - man müsse diese aber nun fortsetzen.
Einzelhandelsgeschäfte, die bisher geschlossen waren, könnten ab 28. November wieder öffnen, sagte der 42-Jährige. Bürger müssen zwar weiter Bescheinigungen ausfüllen, wenn sie auf die Straße gehen und beispielsweise einkaufen wollen. Seit Ende Oktober dürfen die Menschen nur mit triftigem Grund das Haus verlassen. Allerdings seien Spaziergänge und Sport ab dem Wochenende in einem Radius von 20 Kilometern für drei Stunden erlaubt. Bisher ist nur eine Stunde in einem Radius von einem Kilometer gestattet.
Bars und Restaurants öffnen erst wieder im Jänner
Bars und Restaurants sollen aber vorerst geschlossen bleiben - ihre Wiederöffnung ist erst für den 20. Jänner vorgesehen. Macron gab einen Ausblick auf die kommenden Wochen. So solle es ab dem 15. Dezember keine Ausgangsbeschränkungen mehr geben - allerdings eine nächtliche Ausgangssperre ab 21 Uhr. Diese sei für Weihnachten und Silvester ausgesetzt. Ein Weihnachten mit der Familie soll möglich sein. Wenn die Lage es zulasse, könnten auch Kinos und Theater unter bestimmten Bedingungen ab Mitte Dezember wieder öffnen.
Frankreich ist schwer von der Corona-Krise betroffen. Über 50.000 Menschen starben seit Ausbruch der Pandemie. Das Land mit seinen 67 Millionen Einwohnern dürfte nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden den Höhepunkt der zweiten Pandemie-Welle überschritten haben. "Es ist uns gelungen, die Zirkulation des Virus zu verlangsamen", betonte der französische Präsident.