Die Schweiz ist bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie auf Kurs. Derzeit halbieren sich die Fallzahlen alle zwei Wochen. Die Spitäler sind allerdings weiter stark ausgelastet. Das Bundesamt für Gesundheit rechnet mit einer Impfung gegen das Coronavirus in der ersten Hälfte 2021.
Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, erklärte am Dienstag vor den Bundeshausmedien in Bern: "Das erste Etappenziel ist erreicht." Wenn die Entwicklung so weitergehe, erreiche man viel.
Derzeit verzeichnet die Romandie den tiefste Reproduktionszahl. Landesweit liegt die Zahl leicht unter 0,8. Es sei wichtig, dass die Zahlen jetzt runtergingen, sagte Ackermann - auch im Hinblick auf die kalten Monate. "Das Wetter hat einen Einfluss auf die Ansteckungen. Je schlechter das Wetter, desto schlechter stehen wir da punkto Neuinfektionen." Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) prüfe laufend, ob die Eindämmungsstrategie angepasst werden müsse, sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle. Dazu gehöre auch die Quarantänedauer oder die Einführung von Massentests, wie sie teilweise im Ausland praktiziert würden.
Impfstoff erst 2021
Auf einen Impfstoff muss die Bevölkerung bis voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 warten, wie Masserey weiter sagte. Die Behörden machten mit dem rollenden Zulassungsverfahren so schnell wie möglich vorwärts. Die Kantone lösten in Erwartung eines Impfstoffes derzeit konkrete Fragen zu Logistik, Abgabe und Verteilung, erklärte Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte.
Im Hinblick auf die anstehenden Festtage zeigte sich der oberste Kantonsarzt besorgt über die Disziplin. "Überhaupt stellen wir fest, dass das Bewusstsein für die kompromisslose Einhaltung der Maßnahmen gestärkt werden muss", erklärte er. "Aus dem Contact-Tracing wissen wir, dass es in vielen Unternehmen gute Schutzkonzepte gibt, sich aber Arbeitende in der Pause oder beim Mittagessen anstecken."
Zudem werde zu wenig getestet. Die noch immer hohe Posititvitätsrate lasse den Schluss zu, dass bei weitem nicht alle Fälle entdeckt werden. Masserey hielt fest, gerade die Schnelltests seien eine Möglichkeit, Infektionsherde rasch dingfest zu machen. Die Lage in den Intensivstationen stabilisierte sich, blieb laut Masserey aber angespannt. Seit einer Woche bräuchten rund 530 Covid-Patienten Intensivpflege. "Im Verhältnis zur Anzahl Fälle ist die Anzahl der Todesfälle eher niedrig bei uns im Vergleich zu anderen Ländern", sagte sie. Das zeige, dass die Qualität der Pflege sehr gut sei.
Innerhalb von 24 Stunden registrierte das BAG in der Schweiz und in Liechtenstein 4.241 neue Coronavirus-Ansteckungen. Zudem gab es laut einer Mitteilung vom Dienstag 142 neue Todesfälle und 238 Spitaleintritte. In den 72 Stunden von Freitag bis Sonntag waren 9.751 Fälle gezählt worden. Die Posititivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 22,2 Prozent. Seit Beginn der Pandemie mussten 12.129 Personen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit Covid-19 stieg auf 3.930, 1.040 davon allein in den letzten 14 Tagen.