Norditalienische Regionen protestieren gegen Pläne der Regierung in Rom bezüglich einer möglichen Schließung der Skipisten über die Weihnachtszeit als Maßnahme gegen die Coronapandemie. "Unsere Experten haben ein Dokument mit Vorschriften entworfen, die den normalen Beginn der Skisaison in voller Sicherheit ermöglichen", sagte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Dienstagsausgabe).
Das Dokument müsse jetzt dem wissenschaftlichen Komitee vorgelegt werden, das die Regierung in Sachen Coronavirus berät. Sollte sich die Regierung trotzdem für ein Skiurlaub-Verbot über die Weihnachtsfeiertage entschließen, sollte dies für ganz Europa gelten. "Man kann nicht das Skifahren in Südtirol verbieten und es in Kärnten erlauben, das wäre unannehmbar", so Zaia.
"Wäre verheerend"
Der Bürgermeister der renommierten Bergortschaft Cortina im Herzen der Dolomiten, Gianpietro Ghedina, warnte vor den dramatischen Auswirkungen eines Skiurlaub-Verbots auf die lokale Wirtschaft. "Die Skiwelt ist mit Hotels, Gastronomie und Geschäften verbunden. Die Berge leben vom Skisport. Die Weihnachtsfeiertage machen 30 Prozent der Skisaison aus. Sollten wir über die Weihnachtsfeiertage schließen müssen, wäre dies verheerend", sagte Ghedina im Interview mit dem Radiosender RTL 102.5.
Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner meinte, Europa dürfe während der Weihnachtszeit nicht die Fehler des Sommers machen, weil dies zu einer weiteren Epidemiewelle führen würde. "Nach der ersten Epidemiewelle haben Europa und die Regionen dem Druck der Wirtschaft nachgegeben. Das Resultat war eine Explosion der Neuansteckungen. Solche Fehler darf man nicht mehr machen", so Messner im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Dienstagsausgabe).
"Das schönste Geschenk, das die Institutionen ihren Bürgern zu Weihnachten machen können, ist zu beweisen, dass sie Prioritäten setzen. Zuerst Gesundheit und Schule und dann kommt der Rest", meinte Messner.