Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) pocht bei den nach dem Lockdown im Dezember geplanten Massentests auf Freiwilligkeit. "Es muss ein freiwilliges Programm sein", sagte Anschober am Montag im Ö1-"Morgenjournal". Noch nicht ausgemacht ist seinen Angaben zufolge, ob es sich - wie von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigt - um flächendeckende Tests wie in der Slowakei handeln soll, oder ob die "Screenings" bestimmte Zielgruppen oder Regionen erfassen werden.
Klar ist für Anschober, dass nach dem Lockdown die Schutzkonzepte für Ältere und das "Contact Tracing" ausgebaut werden müssen. Außerdem werde man das "Screening", also das regelmäßige Testen bestimmter Personengruppen, ausbauen. Am heutigen Montag und am Dienstag stehe man diesbezüglich im Dialog mit Wissenschaftern, sagte Anschober. Von punktuellen Testungen habe man allerdings wenig. Wenn, dann brauche es mehrere Wiederholungen.
"Stopp Corona"-App als wichtiges Instrument
Die "Stopp Corona"-App ist für Rudolf Anschober weiterhin ein wichtiges Instrument im Kampf gegen das Coronavirus. "Andere Länder, die derartige Apps im Einsatz haben, stehen zahlenmäßig besser da", so der Gesundheitsminister. Um das Contact Tracing zu erleichtern, soll die "Stopp Corona"-App auch in Österreich zukünftig wieder besser und breiter eingesetzt werden.
Gemeinsam mit Bundesrettungskommandant Gerry Foitik informierte der Minister am Vormittag über die Funktionsweise und den Nutzungsstand der App in Österreich. Anschober empfahl im Vorfeld der bevorstehenden Verschärfung des Lockdowns die Frage-Antwort-Abteilung auf der Website des Ministeriums, "weil es sicher einige Fragen dazu geben wird". Laut Prognosen soll es diese Woche rund 7.000 Neuinfektionen pro Tag geben, "was zu hoch ist". Die Hochrechner sehen zudem den Höhepunkt der Hospitalisierungen im Zeitraum von 20. bis 27. November - "das wird eine sehr schwierige Phase", so Anschober.
"Dringender Appell": App installieren
Der Minister betonte erneut die Freiwilligkeit der Tests, diese Screenings seien jedoch sinnvoll. Man könnte hier regionale Schwerpunkte und solche nach Altersstufen andenken. Details seien aktuell in Ausarbeitung. Rund 3.500 Personen seien aktuell im Kontaktmanagement tätig, hier wolle man zunehmend "in die Digitalisierung umsteigen".
Sein "dringender Appell" gehe nun an die Bevölkerung, das Kontaktmanagement mit der "Stopp Corona App" zu unterstützen. Das Ministerium habe inzwischen die Finanzierung übernommen, das solle zeigen, dass man von der App überzeugt sei. Eine Verpflichtung für die Installation der App lehnte Anschober ab. Die Debatte darüber habe bereits im Frühjahr für Misstrauen gegenüber der App gesorgt. "Wir zwingen niemanden dazu."
Auch Bundesrettungskommandant Foitik betonte die Wichtigkeit der App, diese könne maßgeblich dazu beitragen, das Infektionsgeschehen einzudämmen. In anderen Ländern sei das bereits erprobt worden. Heute wurden indes 4.657 Neuinfektionen gemeldet.
Überraschende Massentest-Ankündigung
Kurz hatte am Sonntag überraschend Massentests nach Vorbild der Slowakei angekündigt. Dort waren alle Einwohner zwischen 10 und 65 getestet worden. Freiwillig war die Teilnahme nicht: wer kein negatives Testergebnis vorweisen konnte, war von einer strikten Ausgangssperre betroffen und durfte nicht in die Arbeit gehen.
Bundeskanzler Kurz sprach heute Früh in einer Videokonferenz mit seinem slowakischen Amtskollegen Igor Matovic. Wie das Bundeskanzleramt der APA mitteilte, ging es dabei um das Thema Corona-Massentests. Kurz hatte am Sonntag überraschend angekündigt, zum Ende des Lockdowns im Dezember entsprechende flächendeckende Tests durchführen zu wollen. Im Anschluss betonte der Kanzler, dass die angedachten Massentests freiwillig sein werden.
Es sei ein Angebot an jene, die sich keine teuren PCR-Tests im Labor leisten könnten. "Freiwilligkeit ist geplant", sagte Kurz auf die Frage, ob die Teilnahme an den Tests wie in der Slowakei an Auflagen geknüpft werde.