Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist nach der Liefervereinbarung zwischen der EU und den Pharmaunternehmen BioNTech und Pfizer optimistisch, im ersten Quartal 2021 Risikogruppen und Gesundheitsmitarbeiter gegen das Coronavirus impfen zu können. "Ich gehe davon aus, dass die weitere interessierte Bevölkerung dann ab dem zweiten Quartal schrittweise geimpft werden kann. Dafür bereiten wir derzeit die Impflogistik vor", erläuterte er am Mittwoch in einer Aussendung.
Zuerst sollen jene Personen geimpft werden, bei denen das größte persönliche bzw. systemische Risiko besteht, wurde auf APA-Nachfrage im Gesundheitsministerium betont. Es gehe einerseits um das Personal in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, andererseits um jene Menschen, die ein persönliches Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden oder an einer Covid-19 Infektion zu sterben, verwies das Büro von Anschober auf die ältere Bevölkerung ab 70 Jahren und Angehörige von Risikogruppen.
"Niederschwelliger Zugang"
"Wir werden einen niederschwelligen Zugang zur Covid-19-Impfung schaffen. Sie wird dorthin kommen, wo Menschen arbeiten, leben oder sich aufhalten", hieß es weiter. Voraussichtlich werde nicht nur an den gewohnten Stellen geimpft werden, sondern beispielsweise auch durch mobile Impfteams. Die möglichen Impfstellen hängen allerdings auch von den Eigenschaften der Impfstoffe - etwa hinsichtlich der Lagerung - ab.
Das Ministerium erarbeite derzeit in enger Abstimmung mit dem Nationalen Impfgremium und in Anlehnung an die EU-Impfstrategie eine nationale Impfstrategie. Diese müsse laufend entsprechend neuer Erkenntnisse adaptiert werden und könne erst dann finalisiert werden, wenn einer oder mehrere Impfstoffe tatsächlich zugelassen sind, hieß es.
Über den genauen Zeitpunkt der Auslieferung entscheide die Marktzulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). "Für mich steht die Sicherheit im Vordergrund. Es ist daher wichtig, dass garantiert ist, dass Zulassungsverfahren in vollem Umfang durchgeführt werden", betonte Anschober in der Aussendung. "Erste Zulassungen könnten rund um den Jahreswechsel erfolgen", erwartete er. "Österreich hat stark daran mitgewirkt, dass es bei der Beschaffung des Covid-19-Impfstoffes zu keinen nationalen Alleingängen, sondern zu einem gemeinsamen europäischen Kraftakt kommt. Das stärkt uns in Österreich enorm", lobte der Minister die europäische Zusammenarbeit.
Die genaue Impfstrategie und -logistik sind in Österreich noch in Vorbereitung. Die Apothekerkammer forderte eine rechtzeitige Planung und bot sich als Partner an. "Die Apothekerinnen und Apotheker sollten hier mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung bei Impfaktionen von Beginn an in das Impfstoff-Management eingebunden werden, damit eine geordnete Verteilung des Covid-19-Impfstoffs sichergestellt ist", betonte Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Es stehe die größte Impfaktion bevor, die das Land je gesehen hat.
Der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) hatte am Mittwoch "Zuversicht, dass wir mit einer effektiven Waffe gegen das derzeit grassierende Coronavirus ins Jahr 2021 starten", wie Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog in einer Aussendung mitteilte. "Die Euphorie darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zurzeit erforschten Wirkstoffe noch einiges an Tests zu bestehen haben", erläuterte der Verbandsvertreter. "Auch wenn sich jetzt bereits in kürzester Zeit positive Ergebnisse zeigen, so geht die Schnelligkeit bei der Erforschung eines wirksamen, neuen Impfstoffes nicht auf Kosten der Sicherheit", versicherte Herzog.