Eine starke Zunahme der Covid-19-Infektionen am verlängerten Wochenende hat die Lage in Österreich wie in fast ganz Europa weiter verschärft. Waren es am Freitag noch rund 18.000 aktiv Infizierte, erhöhte sich dieser Wert bis zum Nationalfeiertag am Montag um 5.000 auf über 23.000. Am Samstag wurden gar über 3.600 SARS-CoV-2-Neuinfektionen vermeldet. Im Siebentages-Vergleich stieg die besonders kritische Auslastung der Intensivbetten um 30 Prozent auf 188.
"Je höher die Ansteckungszahlen sind, desto restriktivere Maßnahmen braucht es", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag nach dem Ministerrat. Es gehe darum, eine Überlastung der Intensivmedizin zu verhindern: "Die Ultima-Maßnahme ist ein zweiter Lockdown", sagte er. Würde der Anstieg in den nächsten sieben Tagen so weitergehen, wären es am nächsten Montag schon 243 Intensivbetten.
Kritische Situation
Die 14-tägige Prognose der Gesundheit Österreich (GÖG) sieht für den 4. November diese Auslastung von zwölf Prozent erreicht - man habe daher noch viel Luft nach oben, hieß es. Zumindest verlief der Anstieg bei den Intensivbetten weniger stark als bei der Anzahl der gesamten Patienten, die wegen Corona in Krankenhausbehandlung waren: Hier ging es von 799 auf 1.330 hinaus, was einem Anstieg von 66,5 Prozent entspricht. Regional sieht die Lage jedoch in Vorarlberg bereits kritisch aus: Laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) haben sich hier die Zahlen innerhalb von zehn Tagen auf über 40 Patienten im Spital verdoppelt, man prüfe bereits täglich ob Vorbereitungen für das Notversorgungszentrum zu treffen seien.
Österreichweit zog auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid19 an: Mit 992 sind nun bald 1.000 erreicht und allein im Oktober kamen bisher fast 200 dazu. Mit durchschnittlich rund 2.300 Neuinfektion täglich stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen innerhalb einer Woche beträchtlich, die Sieben-Tage-Inzidenz der ECDC änderte sich von 191 am vergangenen Montag auf inzwischen fast 300 Fälle pro 100.000 Einwohner - "wir haben ein massiv steigendes, exponentielles Wachstum", stellte daher der Kanzler fest.
Vereinheitlichung der Zahlen
Nach wie vor gibt es in Österreich mehrere Zahlenquellen bezüglich der SARS-CoV-2-Entwicklungen, die wegen unterschiedlicher Erhebungsweisen zum Teil deutlich voneinander abweichen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte jedoch gegenüber der "Presse" nun eine einheitliche Statistik an. Derzeit veröffentlichen Innenministerium, Sozialministerium und die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Zahlen. "Künftig werden zum selben Zeitpunkt dieselben Zahlen veröffentlicht. Hauptquelle bleibt das AGES-Dashboard", so Anschober.
Auf diesem Dashboard wurden am Montag beispielsweise über 32.000 aktive Fälle ausgewiesen, eine Differenz von rund 9.000 im Vergleich zu den rund 23.000, welche die Zahlen aus dem Innenministerium ergaben. Die Erklärung: Während die AGES-Zahlen aus dem Epidemiologischen Melderegister (EMS), dem offiziellen Register kommen, erhebt das Innenministerium (BMI) seine Zahlen bei der Videokonferenz des Staatlichen Krisencenters.
Was die strafrechtliche Seite bei der Bekämpfung der Pandemie in Österreich betrifft, so teilte das BMI am Montag mit, dass seit Beginn der Schwerpunktaktionen am 24. September bisher 87.119 Kontrollen durchgeführt und 958 Anzeigen erstattet worden sind. 230 davon gab es allein seit dem vergangenen Freitag.