Wenige Stunden nach dem Inkrafttreten der Quarantäne gibt es Lob für die Kuchler und die Salzburger Bevölkerung "für die Zusammenarbeit und das Mittragen der verordneten Maßnahmen", hieß es am Samstagnachmittag in einer Aussendung der Polizei. Seit Mitternacht gibt es in der Tennengauer Gemeinde vier Kontrollstellen, elf weitere Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten wurden technisch gesperrt.
Die B159 wird im Bereich der Tauglmauth und an der Ortsgrenze Kuchl-Golling kontrolliert, an der L120 gibt es eine Kontrollstelle beim Lunzenweg und eine weitere bei der Autobahnauffahrt zur A10. An den anderen Straßen sowie an der Bahnstation werden verstärkte Streifendienste durchgeführt. Die Kontrollen würden friktionsfrei verlaufen, teilte die Polizei mit. Es gab keine Strafen. Vereinzelt wurden noch nicht informierte Personen über die Quarantänebestimmungen aufgeklärt. Die Polizei appelliert, den Quarantänebereich Kuchl möglichst zu umfahren oder auf alternative Verkehrsmittel auszuweichen, um längere Wartezeiten an den Kontrollstellen zu verhindern.
Für die Tennengauer Marktgemeinde Kuchl gilt bis 1. November eine Quarantäne, die Zufahrten zum Ort werden von der Polizei kontrolliert. Hotels und Gaststätten bleiben geschlossen, Geschäfte dürfen offen halten. Nur Schlüsselarbeitskräfte können ein- und auspendeln.
Auch landesweit gelten verschärfte Sicherheitsregeln: In Restaurants und Lokalen müssen die Kontaktdaten der Gäste registriert werden. Private Zusammenkünfte außerhalb der Wohnung sind ebenso verboten wie Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze. Bei Veranstaltungen mit gekennzeichneten Sitzplätzen dürfen keine Speisen und Getränke ausgeschenkt werden, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Verordnung des Landes. Die Maßnahmen gelten vorerst bis 1. November.
Starker Anstieg in Salzburg
Unterdessen verzeichnete das Bundesland weiter einen starken Anstieg bei den Infektionen. Am Samstag waren mehr als 1000 Menschen mit aktiven Infektionen registriert. Mit Stand 8.30 Uhr gab es laut EMS 900 aktive Fälle. Dazu kamen weitere 160 positiv getestete Menschen, die noch nicht im EMS erfasst worden waren. Die meisten aktiven Fälle - 314 - gab es Samstagfrüh im Tennengau, gefolgt vom Flachgau mit 302 betroffenen Personen. In der Stadt Salzburg waren zu diesem Zeitpunkt 166 Fälle bekannt.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen hat das Rote Kreuz Salzburg das Personal für die Gesundheitsberatung 1450 verdoppelt. Bis zu 1500 Anrufe pro Tag könnten abgewickelt werden, teilte das Land in einer Aussendung mit.
Quarantäne trifft Kuchler Betriebe schwer
In der Gemeinde gibt es eine Reihe produzierender Unternehmen. Der Großteil der Mitarbeiter pendelt aber von auswärts ein. Die Wirtschaftskammer forderte daher am Freitag eine differenzierte Vorgehensweise. Zudem brauche es eine zügige Lösung für die Frage der Entschädigungen.
Alleine beim Maschinenbauer UNTHA - das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Zerkleinerungsmaschinen - dürften 160 Einpendler in den kommenden beiden Wochen ausfallen. "Das sind 70 Prozent der Mitarbeiter", sagte Geschäftsführer Alois Kitzberger im APA-Gespräch. "Wir können die Produktion zwar aufrechterhalten, sind aber pessimistisch, dass wir die Gehaltsfortzahlung für die betroffenen Dienstnehmer entschädigt bekommen."
Der Matratzenhersteller Elastica hat seine Produktionstätigkeit vorübergehend eingestellt. Auch die Firma Kässbohrer Austria, die Pistengeräte der Marke "Pistenbully" vertreibt und serviciert, leidet unter den Beschränkungen. Das Gros der 25 Mitarbeiter lebt nicht in der Gemeinde. "Die Quarantäne trifft uns in der Hauptsaison, wo wir viele Neugeräte ausliefern und Gebrauchtfahrzeuge reparieren", sagte Geschäftsführer Peter Soukal zur APA. "Wir können das Problem zwar lösen, indem wir uns auswärtig Werkstätten suchen, wo wir die Geräte hinbringen. Aber der Aufwand dafür ist hoch."
Gegenüber dem ORF Salzburg klagte heute auch die Betreiberin eines Autohauses samt Reifenhotel. Sie sitze derzeit auf 800 Garnituren Rädern, die bis zur Winterreifenpflicht am 1. November montiert werden müssten. Nur ein Teil der Kunden kämen dabei aus der Gemeinde. Kleinere Geschäfte in Kuchl fürchten offenbar das Ausbleiben der Kunden aus dem Umland. "Ich habe Angst, dass die sich Alternativen suchen und langfristig ausweichen", sagte eine Unternehmerin zur APA.
Der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, Peter Buchmüller, forderte am Freitag vom Gesetzgeber dringend eine Lösung für die Frage der Entschädigung ein. "Derzeit bekommen Betriebe die Entgeltfortzahlung nur refundiert, wenn Einzelpersonen in Quarantäne gestellt werden. Ungeklärt ist die Frage der Entschädigung, wenn ganze Orte unter Quarantäne gestellt werden."
Buchmüller will auch die Möglichkeit der Frei-Testung von Mitarbeitern. Damit wäre der Verbleib der "freigetesteten" Personen im Betrieb möglich. Die Unternehmen könnten ihre Verträge, Lieferungen, Services und Produktionen aufrechterhalten. Auf jeden Fall sollte man den Betrieben in Quarantäne-Orten ermöglichen, ihre Mitarbeiter aus anderen Orten weiter zu beschäftigen und ihren Aufträgen nachzukommen. Auch sollten Betriebe außerhalb der jeweiligen Quarantänezone mit gesunden Mitarbeitern aus Quarantäne-Orten weiterarbeiten dürfen.
Auch die Produktionsgewerkschaft PRO-GE forderte heute vernünftige Konzepte. "Die Verfügungen der Landesregierung haben deutlich gezeigt, dass so einschneidende Maßnahmen nicht zu Ende gedacht wurden", kritisierte Landesgeschäftsführer Daniel Mühlberger.