In Italien erwägt die Regierung beschränkte Lockdowns auf lokaler Basis, in Slowenien gibt es ab Freitag einen Teil-Lockdown.Sieben von zwölf Regionen Sloweniens werden ab Freitag unter Quarantäne gestellt, die Bewohner werden nur unter Ausnahmen ihre Region verlassen dürfen. In den Risikoregionen wird außerdem Versammlungsverbot gelten, Bars und Restaurants werden geschlossen, Maskenpflicht wird es auch im Freien geben.
In Italien könnte die Maßnahme "beschränkter Lockdowns" Provinzen der Lombardei und der süditalienischen Region Kampanien betreffen, in denen die Zahl der Infektionen stark gestiegen ist. "Es ist offenkundig, dass uns der Zuwachs bei der Zahl der Neuansteckungen Sorge bereitet. Das regionale Gesundheitsnetz hält jedoch der Lage Stand", betonte Regionenminister Francesco Boccia nach Medienangaben. Premier Giuseppe Conte betonte, er wolle seinem Land einen neuen Lockdown nach jenem im März und April ersparen, doch alles hänge vom Verhalten der Bürger ab. Prioritär sei es jetzt, die Zunahme der Ansteckungen zu stoppen.
Die Regierung Tschechiens kündigte an, rund 4.000 Krankenhausbetten zu kaufen, um unter anderem in Messehallen Behelfseinrichtungen für einen möglichen Ansturm aufzubauen. "Die Zahlen sind katastrophal - es eilt wirklich sehr", sagte Ministerpräsident Andrej Babis der Agentur CTK zufolge. Seit Mittwoch sind alle Restaurants, Gasthäuser und Bars geschlossen. Der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist verboten. Alle Schulen haben Fernunterricht eingeführt.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zieht angesichts der zweiten Corona-Welle die Notbremse und schickt Paris und andere Hotspots in den Teil-Lockdown. Ab dem Wochenende gilt wieder der "Gesundheitsnotstand", wodurch u.a. nächtliche Ausgangssperren für rund 20 Millionen Bürger in Kraft treten. Frankreich meldete mit mehr als 30.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages erneut eine Höchstzahl.
In der britischen Hauptstadt London gelten ab Samstag schärfere Corona-Regeln. Angesichts rapide steigender Infektionszahlen dürfen sich Angehörige verschiedener Haushalte in Innenräumen nicht mehr miteinander treffen, wie der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan bekannt gab. Auch Treffen in Pubs oder Restaurants sind nicht erlaubt.
Insgesamt erwartet Europa nun in der Coronakrise eine längere Welle ohne große Spitze. Davon geht jedenfalls das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO aus, wie Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag bei einem Online-Statement in Kopenhagen erläuterte. Er rief dazu auf, gezielte, regional und zeitlich limitierte Maßnahmen zu setzen, um einen "Kollateralschaden" an Gesundheit und Gesellschaft zu vermeiden. Kluge betonte, dass weiterhin lokale "Lockdowns" nötig seien. Diese hätten jedoch nichts mehr mit dem kompletten "Shutdown" von März zu tun, der in vielen europäischen Ländern verhängt wurde, "weil wir überrascht wurden".