Spanien und die Hauptstadt Madrid sind derzeit Zentrum der Corona-Pandemie in Europa: Innerhalb von 14 Tagen wurden nach Zahlen der EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde (ECDC) vom Mittwoch 330 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner im ganzen Land registriert. Für Madrid, wo der Wert am Dienstag bei 784 lag, forderte die Regierung eine weitgehende Abriegelung.
Angespannt ist die Lage in Spaniens Hauptstadt: Ein Fünftel aller Corona-Tests in Madrid fällt positiv aus und die Betten auf Intensivstationen sind zu 41,8 Prozent mit Corona-Patienten belegt. Nach tagelangem Streit über die richtigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Fälle sieht ein Kompromissvorschlag demnach vor, dass Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und der sozialen Kontakte ergriffen werden, wenn unter anderem in einer Stadt mit mindestens 100.000 Einwohnern die 14-Tage-Inzidenz über 500 Neuinfektionen liegt und die Betten auf Intensivstationen zu mehr als 35 Prozent mit Corona-Patienten belegt sind.
Nach diesen Kriterien wären nach Angaben der Zeitung "El Pais" fast ganz Madrid sowie neun weitere Kommunen in der Nähe der Hauptstadt betroffen. Diese Städte sollten sich dann so weit wie möglich vom Umland abkapseln, Zusammenkünfte der Bürger im öffentlichen wie im privaten Bereich zu beschränken und die Zahl der Gäste sowie Öffnungszeiten von Cafés, Restaurants, Kinos und anderen Einrichtungen einschränken.
Auch in Paris spitzt sich die Lage zu
Spanien, Tschechien und Frankreich sind aktuell die drei Länder mit den meisten Neuinfektionen in Europa. In der französischen Hauptstadt könnte nach Angaben der Stadtverwaltung in Kürze die höchste Warnstufe ausgerufen werden. Diese gilt in Frankreich, wo die aktuelle 14-Tagesfallzahl der ECDC aktuell bei 232/100.000 liegt, bisher nur im Ballungsraum der Mittelmeer-Stadt Marseille. Die stellvertretende Bürgermeisterin Anne Souyris sagte dem Sender Franceinfo, zwei der drei Kriterien für die höchste Corona-Warnstufe seien in Paris erfüllt: Die Zahl der Neuansteckungen liege bei mehr als 250 Fällen pro 100.000 Einwohner, unter älteren Menschen bei 100 Fällen. Auch das dritte Kriterium einer 30-prozentigen Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern sei nahezu erreicht.
Tschechien rief den Ausnahmezustand aus
Tschechien hat wegen des Anstiegs an Corona-Infektionen den Ausnahmezustand beschlossen, um weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschließen zu können, die ab 5. Oktober gelten sollen. Das Land hat nach Spanien die derzeit höchste 14-Tage-Inzidenz in Europa mit 242 Fällen pro 100.000 und liegt so noch knapp vor Frankreich. Der Notstand sei notwendig, damit das Gesundheitssystem nicht überfordert werde, sagte der tschechische Gesundheitsminister Roman Prymula am Mittwoch im Parlament in Prag.
Notstand in der Slowakei
Wegen der zuletzt rasant gestiegenen Zahl an Infektionen hat die slowakische Regierung am Mittwoch den Notstand ausgerufen. Mit dem Inkrafttreten des Notstandes ab Donnerstag erhalten die Behörden außerordentliche Befugnisse. So dürfen sie zum Beispiel medizinisches Personal auch aus dem Urlaub heraus zur Arbeit verpflichten und dringend benötigtes Gesundheitsmaterial unabhängig von gültigen Bestellungen umverteilen.
Rekordwerte in Polen
Polen meldete am Mittwoch 1.552 neue Fälle von Coronavirus binnen eines Tages, knapp unter dem Rekordwert vergangene Woche. Am Freitag war der bisherige Höchststand von 1.587 registriert worden. Besonders prekär ist die Lage nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Südosten des Landes. Die Regierung entschied am Dienstag, dass Bars und Restaurants in den am meisten betroffenen Gebieten spätestens um 22.00 Uhr schließen müssen.
Ebenso in Lettland
In Lettland hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen einen Rekordwert erreicht. In dem baltischen EU-Land wurden am Mittwoch 95 positive Tests innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie die nationale Gesundheitsbehörde in Riga mitteilte. Dies ist der höchste Anstieg binnen eines Tages seit Beginn der Pandemie. Der bisherige Höchstwert lag bei 48 Neuinfektionen und war im April erfasst worden.