Unmittelbar vor Semesterstart an Österreichs Hochschulen am Donnerstag zeigen Studienergebnisse von Uni Wien-Forschern, dass Studenten mit der Umstellung auf Prüfungen im Online-Format zuletzt relativ gut zurecht kamen. Auch das studentische Befinden hellte sich gegen Ende des vergangenen Studienjahres etwas auf, fehlende Sozialkontakte durch Distance Learning drückten aber bei vielen auf die Stimmung. Das Lernen hat sich in Richtung selbstständige Organisation gewandelt.
Die Studie ist die Nachfolgerin zweier Erhebungen über das Home Learning und das Wohlbefinden der Studenten. Für die dritte Online-Befragungswelle wählte das Forschungsteam der Fakultät für Psychologie um Barbara Schober, Marko Lüftenegger und Christiane Spiel den Zeitraum von 8. bis 29. Juni. Damals lag zwar der strikte Lockdown bereits einige Zeit zurück, das Lehr- und Prüfungsangebot an den österreichischen Hochschulen fand aber zum überwiegenden Maß online statt. Präsenzveranstaltungen gab es nur in wenigen Ausnahmefällen, schreiben die Studienautoren.
In diesem Teil der Befragung gingen Antworten von 1.635 Studenten mit einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren ein. Die Teilnahme bei der Befragung war freiwillig, die Stichprobe ist demnach nicht repräsentativ.
Gegen Ende des abgelaufenen Semesters wollten die Psychologen u.a. wissen, wie die Studenten mit den vielfach durchgeführten Online-Prüfungen zurecht gekommen sind. Tatsächlich berichteten über drei Viertel der Befragten, dass sie sich zu solch einer Prüfung angemeldet hatten. Ebenfalls rund drei Viertel davon erklärten, damit "gut" oder "sehr gut" zurande gekommen zu sein. Über schlechte Erfahrungen berichteten hingegen nur fünf Prozent.
Zum Schummeln eingeladen
Rund die Hälfte der Teilnehmer bejahte die Frage danach, ob diese Prüfungsformate mehr zum Schummeln einladen. Als schlecht beurteilten die Studenten etwa, dass man online weniger gut nachfragen konnte, manche fürchteten auch technische Schwierigkeiten. Positiv sahen viele "Open Book"-Prüfungen, bei denen mit Unterlagen gearbeitet werden kann, und daher auf das Anwenden von Wissen und nicht das Abfragen von Gelerntem fokussiert wird.
In punkto Wohlbefinden zeigte sich gegenüber der zweiten Studenten-Befragungsrunde von 27. April bis 11. Mai insgesamt eine Verbesserung: Eine solche nahm rund die Hälfte der Befragten wahr, eine Verschlechterung stellte sich demnach bei 22 Prozent ein. In engem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden stand neben dem Gefühl erfolgreich zu lernen auch die soziale Interaktion. Fühlten sich die befragten Personen mehr mit für sie wichtigen Menschen verbunden, stieg auch ihr Wohlbefinden eher an. War dem nicht in ausreichendem Ausmaß so, sank auch die Stimmung. Über im Vergleich zur Befragungsrunde davor verbesserte Kontakte berichtete jedoch immerhin etwas über die Hälfte der Teilnehmer.
Auch das Lernen selbst sahen viele verändert, berichten die Bildungspsychologen. Bei knapp unter einem Drittel hat sich die Selbstorganisation verbessert, heißt es im Vorfeld des neuen Semesters, das weiter von einem Mix aus Präsenz- und Onlinelehre geprägt sein wird. Befragt danach, was sie aus der Zeit des Zuhause-Lernens mitnehmen werden, erklärten viele Studenten, dass sie sich aus eigenem Antrieb darum bemühen würden, Kollegen zu kontaktieren, um sich mit ihnen auszutauschen.