Aufgabe von Ärzten sei es, kranke Menschen mit Symptomen zu behandeln. Und um festzustellen, ob jemand Covid-19 oder etwa einen grippalen Infekt hat, muss es möglich sein, dass Hausärzte Coronavirus-Abstriche selbst machen oder vermitteln, sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Mitglied des Expertenrats des Gesundheitsministers,gegenüber Ö1.
„Das ist ein Mittel, das wir unbedingt brauchen. Man kann ein Fieberkind nicht zwei Tage zu Hause konservieren und sagen: Naja, warten wir mal auf einen Test. Das gilt genauso für Erwachsene. Das gehört zuerst angeschaut, dann gehört ein gefährlicher Verlauf ausgeschlossen, und dann wird getestet. Und ich weiß im Normalfall innerhalb von 24 Stunden Bescheid", sagte Rabady.
Wegen eines Forschungsprojekts kann Rabady in ihrer Praxis schon Gratis-Tests anbieten. Allerdings wäre das auch in hunderten weiteren Hausarztpraxen möglich, dank der seit Jahrzehnten eingespielten Kontakte zu Labors, so Rabady. „Covid lässt sich halt nur einmal mittels eines Tests nachweisen“.
Die Hausärzte könnten die überlasteten Behörden entlasten. „Man könnte eine ganze Menge Druck rauskriegen. Die öffentliche Schiene, also die Gesundheitshotline 1450 und das Drumherum, könnte sich konzentrieren auf das Contact-Tracing und Screening“, sagte Rabady. Nachsatz: „Und man müsste nicht warten, bis da wer Zeit hat, der den Abstrich machen kann.“
Ansteckung verhindern
Wie man Ansteckungen verhindert, sei klar: eigene Warteräume oder eigene Ordinationszeiten für Verdachtsfälle sowie Mund-Nasen-Schutz, und bei der Untersuchung von Verdachtsfällen „braucht der Arzt eine FFP2-Maske, Handschuhe und dort, wo wir möglicherweise mit Tröpfchen in Berührung kommen, ein Visier oder eine Brille", sagte Rabady. 1450 sei in der Krise im Frühjahr unschätzbar wichtig gewesen, so Rabady. Aber „was wir jetzt brauchen, ist wirklich die neue Normalität“.
Unterstützung
Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, stand dem Vorschlag im Gespräch mit der APA "grundsätzlich positiv gegenüber". "Man muss nur darauf achten, dass das Personal und andere Patienten nicht in die Gefahr einer Ansteckung gebracht werden", so Szekeres. Patienten dürften etwa auf keinen Fall unangemeldet eine Ordination aufsuchen. Ob ein Arzt Corona-Tests durchführen will, liegt aber letztlich in dessen Ermessen. "Wir können niemanden dazu zwingen", sagte der Präsident.
Aus dem Gesundheitsministerium hieß es, man unterstütze den Vorschlag. Es gebe Gespräche mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), die Kosten solle der Bund übernehmen. Die beschlossene Aufstockung der Mittel für Schutzausrüstung sei eine Voraussetzung.
Aus der Gesundheitskasse kam gegenüber Ö1 der Hinweis, dass man einen Auftrag vom Minister brauche, um die Finanzierung der Tests abzuwickeln. Außerdem habe die Ärztekammer bisher verhindern wollen, dass Coronavirus-Verdachtsfälle in Praxen kommen, so die ÖGK. Geht es nach Rabady, sollte der erste Schritt bei Symptomen aber künftig nicht der Anruf bei 1450, sondern der Anruf beim Hausarzt sein.