Erstmals seit Beginn der Pandemie sind in Israel an einem Tag mehr als 3.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus erfasst worden. Das Gesundheitsministerium teilte am Donnerstag mit, am Vortag seien 3.150 neue Fälle registriert worden. Den dritten Tag in Folge wurde damit ein Rekordwert verzeichnet. Am Dienstag waren es 2.252 Fälle gewesen.
Am Dienstag waren in Israel mit Ende der Sommerferien die Schulen und Kindergärten unter Corona-Beschränkungen wieder geöffnet worden - trotz der hohen Ansteckungsrate. Rund 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche lernen in Schulen oder gehen in Krippen. Eigentlich war es Ziel der Regierung gewesen, die Zahl der Neuinfektionen zuvor deutlich zu drücken. Die Einwohnerzahl Israels liegt mit rund 8,9 Millionen Einwohnern nur knapp unter jener in Österreich, wo die Zahl der Neuinfektionen am Donnerstag bei 403 lag.
Israels Corona-Beauftragter Ronni Gamzu steht in der Krise stark unter Druck. Er hat im Bemühen um Eindämmung der Seuche mit deutlichem Widerstand zu kämpfen. So hatte Chaim Kanievsky, ein führender Rabbiner innerhalb der strengreligiösen Gemeinschaft, jüdische Religionsstudenten dazu aufgerufen, sich nicht auf das Coronavirus testen zu lassen. Als Grund sagte er, eine Corona-Quarantäne gefährde die Bibelstudien. Die Anzahl der Corona-Infizierten in strengreligiösen Vierteln ist besonders hoch.
Strengreligiöse Kreise nehmen Gamzu auch einen Brief übel, den er an den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, geschrieben hatte. Darin hatte er dazu aufgerufen, die Einreise von Israelis in die Ukraine zu verhindern, um Corona-Ansteckungen zu verhindern. Tausende Ultraorthodoxer Israelis besuchen zum jüdischen Neujahr den Pilgerort Uman in der Ukraine. Der israelische Koalitionsvorsitzende Micky Zohar warf Gamzu daraufhin vor, er ermutige zu antisemitischen Übergriffen in der Ukraine.
Die Pandemie war in Israel auch wegen eines strikten Kurses der Regierung zunächst glimpflich verlaufen. Nach raschen Lockerungen im Mai schnellten die Fallzahlen jedoch in die Höhe. Insgesamt wurden nach Ministeriumsangaben bisher 122.799 Fälle erfasst. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag bei 976.