Das Urlaubsland Kroatien hat vergangene Woche die höchsten Infektionszahlen seit Beginn der Pandemie Ende Februar verzeichnet. Vier Tage hintereinander wurde der Rekord bei Neuinfektionen gebrochen, der bisher höchste Tageswert mit 306 Infektionen am Samstag erreicht. In dem Land gibt es nach Daten des nationalen Corona-Krisenstabs aktuell 2.203 aktive Coronavirus-Fälle.
In den vergangenen 14 Tagen wurden in Kroatien 57,8 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner registriert, zeigt die aktuelle Statistik des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten. Demnach liegt Kroatien unter den EU-Ländern aktuell am sechsten Platz.
Zu den größten Infektionsherden im Land gehört die Gespanschaft Split-Dalmatien, eine beliebte Urlaubsregion im Süden Dalmatiens. Dort stiegen die täglichen Infektionszahlen vergangene Woche bereits über 100. In diesem Teil des Landes sind mit (heutigen) Montag zusätzliche epidemiologische Maßnahmen in Kraft getreten, um in erster Linie größere private Versammlungen, darunter Hochzeiten, einzuschränken.
Der nationale Krisenstab verlängerte die Einschränkung der Öffnungszeiten für Nachtlokale bis Anfang September. Bars und Tanzlokale dürfen seit Mitte August lediglich bis Mitternacht geöffnet sein. Der Chef des Instituts für öffentliche Gesundheit, Krunoslav Capak, glaubt damit ein Problem gelöst zu haben, weil sich Nachtklubs als Hotspots erwiesen haben. Allerdings berichteten kroatische Medien, dass die Besitzer der Nachtlokale Wege zum Umgehung der Regelung finden - in Zadar haben sich z.B. die Feiern auf Boote verlagert.
Wegen steigender Infektionszahlen haben bereits mehrere Länder Kroatien zum Risikogebiet erklärt. Österreich, Slowenien, Italien und Großbritannien verhängten Reisewarnungen für das ganze Adrialand, Deutschland nur für zwei Regionen. Auch die Niederlande raten vor der Reise nach Kroatien ab.
Zahlreiche Urlauber, insbesondere aus den Ländern mit Reisewarnung für Kroatien, haben das Land inzwischen verlassen, Medienberichten zufolge traten binnen 24 Stunden 10.000 Urlauber die Heimreise an. Am Wochenende befanden sich im Adrialand noch 670.000 Touristen, davon 170.000 Deutsche und 12.000 Österreicher, berichteten Medien mit Bezug auf das Registrierungssystem eVisitor.
Kroatische Behörden betonen, steigende Infektionszahlen seien mit rund einer Million Touristen an der Adriaküste zu erwarten gewesen. Versäumnisse bei den epidemiologischem Maßnahmen ortet der Krisenstab keine. In Medien wurden hingegen Kritiken laut, dass Schutzmaßnahmen, wie die erst Mitte Juli eingeführte Maskenpflicht, nicht überall gleich ernst genommen wurden.
Auch die Entscheidung, Nachtlokale lange Zeit ungehindert geöffnet zu lassen, obwohl bereits aus dem Nachbarland Slowenien davor gemahnt wurde, gerät zunehmend in Kritik.