In Kroatien gibt es derzeit eine "sehr umfangreiche epidemiologische Welle". So bezeichnet die leitende slowenische Epidemiologin Bojana Beovic, die aktuelle Lage im Nachbarland. Nach Österreich plant auch Slowenien, diese Woche die Einreiseregel für Kroatien zu verschärfen. Die von Beovic geleitete Expertengruppe empfiehlt der slowenischen Regierung, auch für alle Rückkehrer eine Heimquarantäne einzuführen.
Diese Maßnahme, die in Slowenien seit der zweiten Junihälfte bereits für die Einreise aus Bosnien, Serbien und dem Kosovo gilt, hat laut Beovic das epidemiologische Bild im Land "wesentlich verbessert". Nun wird das gleiche für Kroatien vorgeschlagen. Eine Reihe von Neuinfektionen in Slowenien werden auf Kroatien-Rückkehrer zurückgeführt. Für ein kleines Land wie Slowenien mit Schwächen im Gesundheitssystem könnten schon zehn importierte Infektionen pro Tag zu Problemen führen, mahnte die Epidemiologin im APA-Gespräch. Am vergangenen Wochenende seien täglich fünf bis sechs importierte Corona-Fälle registriert worden, zuvor stiegen die Zahlen aber schon auf 20.
Regionale Unterschiede in Kroatien
Die kroatischen Behörden bemühen sind unterdessen, im Ausland die Botschaft zu vermitteln, dass einzelne Regionen unterschiedlich betroffen seien und bestimmte Urlaubsregionen, wie etwa die Halbinsel Istrien, mit geringen Infektionszahlen für Gäste sicher seien. Beovic betont allerdings, dass man anhand der slowenischen Aufzeichnungen "schwer sagen könnte, dass bestimmte kroatische Regionen sicherer sind als andere". In Slowenien seien nämlich auch Infektionen registriert worden, die etwa auf Istrien zurückgeführt werden.
Partielle Reisewarnungen oder auf bestimmte Regionen beschränkte Corona-Tests, wie sie sich kroatische Behörden von anderen Ländern wünschen, wären laut der leitenden slowenischen Epidemiologin wenig sinnvoll. "Das würde nur funktionieren, wenn die Grenzen zwischen den kroatischen Regionen geschlossen wären", sagte sie.
In Slowenien wird der Großteil der aus Kroatien importierten Infektionen auf die Insel Pag mit ihrem Partystrand Zrce zurückgeführt, allerdings werden Infektionen auch aus anderen Regionen gemeldet, erklärte Beovic. So gibt es etwa Fälle, die mit Makarska verbunden sind. Auf diese Region wird auch ein Cluster in Oberösterreich zurückgeführt.
Das größte Problem sind nach wie vor Nachtklubs, laut Beovic sind diese aber nicht mehr das einzige Hotspot. "Wir registrieren auch Infektionen, bei denen Personen nicht an Partys teilgenommen haben", erklärte sie. Dabei handelt es sich um indirekte Infektionen, denn das Virus bleibt nicht auf Nachtlokale beschränkt.
Slowenische Epidemiologen und Behörden haben seit Ende Juni die kroatische Seite immer wieder vor potenziellen Hotspots in Nachtlokalen gewarnt und sie immer wieder aufgefordert, Maßnahmen zu setzen. Kroatien hat erst vergangene Woche, als die Infektionen neue Rekordwerte erreichten, die Öffnungszeiten in Bars und Nachtklubs bis Mitternacht begrenzt. "Hätte Kroatien diese Hotspots schon zu Beginn der Sommersaison eingeschränkt, würden sie jetzt ein gutes epidemiologisches Bild haben", sagte Beovic. "Dazu ist es leider nicht gekommen", fügte sie hinzu.
Türen auch für US-Amerikaner offen
Das die Infektionszahlen in Kroatien zunehmen würden, war laut der Epidemiologin eigentlich zu erwarten, denn das Land habe seine Türen für Touristen "weit geöffnet" - auch etwa für Touristen aus den USA.
Vor dem Schulbeginn und als Vorbereitung auf den Herbst, der den Epidemiologen "große Sorgen" bereitet, will nun auch Slowenien die Einreiseregel für Kroatien verschärfen, wie es bereits Österreich und Italien getan haben. Laut Beovic ist Heimquarantäne für alle Kroatien-Rückreisende die einfachste und effizienteste Lösung. Sollte die slowenische Regierung diesem Vorschlag der Berater nicht folgen, wären auch Corona-Tests eine Option.
Laut Beovic ist das aber keine sehr verlässliche Methode, da eine Person trotz Infektion zunächst einen negativen Test ausweisen könne. "Dennoch kann man auch damit bis zu einem gewissen Maß das Importieren des Virus eindämmen", so die Expertin. "Alle diese Lösungen dienen dazu, das Problem mehr oder weniger zu verringern", sagte sie mit Blick auf die österreichischen Gratis-Tests auch für Urlauber, die vor dem Inkrafttreten der Reisewarnung aus Kroatien zurückgekehrt sind.