Wie das Nationale Institut für Allergien und Ansteckende Krankheiten (NIAID) am Freitag mitteilte, befindet sich die Forschung dazu bisher noch in einem vorbereitenden Stadium. Solche sogenannten Human Challenge Trials sind allerdings umstritten.

Normalerweise erhalten Versuchspersonen in klinischen Studien entweder den zu testenden Impfstoff oder ein wirkstoffloses Placebo. Anschließend beobachten die Forscher über Monate oder sogar Jahre den Gesundheitszustand der Testpersonen. Das geschieht in mehreren Phasen, bei denen die Zahl der Impfstoff-Kandidaten immer weiter begrenzt und die Zahl der Testpersonen immer weiter erhöht wird. Mehrere Corona-Impfstoffe haben mittlerweile die letzte Testphase mit hunderten bis tausenden Testpersonen erreicht.

Diese klassischen Testverfahren haben allerdings den "Nachteil", dass sich die Testpersonen auf natürlichem Wege mit dem Coronavirus anstecken müssen. Schneller ginge es, wenn die Testteilnehmer künstlich mit der Krankheit infiziert werden. Das Verfahren haben Pharmakonzerne etwa bereits mit der normalen Influenza-Grippe, Malaria, Typhus und Cholera in Versuchsreihen getestet.

Versuche umstritten

In den USA gibt es einige Lobbygruppen wie 1DaySooner, die sich für die beschleunigten Testverfahren einsetzen. Mediziner wie David Diemert von der George-Washington-Universität, der bereits Erfahrung mit solchen Methoden hat und einen Corona-Impfstoff-Test des Pharmaunternehmens Moderna überwacht, sind allerdings skeptisch. Bei Covid-19 "haben wir kein sehr klares Verständnis darüber, wer von einer schweren Krankheit bedroht ist, und wir haben keine Behandlung, die garantiert jemanden heilt, wenn er eine schwere Krankheit entwickelt", warnt Diemert.

Hinzu käme, dass die Human Challenge Trials derzeit gar nicht nötig seien, weil das Ansteckungsrisiko in den USA ohnehin groß genug ist. Mit 5,3 Millionen bestätigten Fällen sind die USA das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land der Welt.

NIAID kündigte an, eine endgültige Entscheidung über die Verwendung des neu entwickelten Coronavirus-Stamms erst gegen Ende des Jahres treffen zu wollen. Bis dahin sollten die groß angelegten klassischen Impfstoff-Tests erste Ergebnisse liefern.