Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat aus der am Mittwoch bekannt gewordenen Panne Konsequenzen gezogen und einen für Donnerstag und Freitag geplanten Besuch an der Nordsee abgesagt. "Bayern geht vor", schrieb Söder am Abend auf Twitter.
Zuvor hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München eingestanden, dass rund 44.000 Reiserückkehrer noch kein Testergebnis bekommen haben, darunter auch 900 nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierte. Die Opposition übte scharfe Kritik und verlangte Aufklärung.
Huml sagte, die positiv Getesteten sollten bis Donnerstagmittag ihr Ergebnis bekommen. Der Zeitverzug ärgere sie "massiv", sie bedauere das sehr. Es gebe eine "Übermittlungsproblematik", "da gibt es nichts schönzureden". Grund für die Verzögerungen seien vor allem Probleme bei der händischen Übertragung von Daten und eine unerwartet hohe Nutzung des Angebots, erklärte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf. Er sprach von einer "Panne". Manche Formulare von Getesteten seien unvollständig oder schwer leserlich ausgefüllt, zudem müssen sie mit den Codes von Rachenabstrichen abgeglichen werden.
Seit dem 25. Juli können sich Reisende bei der Ankunft an den Flughäfen München und Nürnberg testen lassen, seit Anfang August in Memmingen. Zunächst war das Angebot freiwillig. Für Urlauber aus Risikogebieten greift seit Samstag bundesweit eine Testpflicht.
Darüber hinaus hatte die Staatsregierung seit Ende Juli Teststationen an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg sowie an den Autobahnraststätten Hochfelln-Nord (A8), Inntal-Ost (A93) und Donautal-Ost (A3) einrichten lassen. Diese wurden zunächst von Hilfsorganisationen betrieben. Seit dieser Woche übernehmen nach und nach private Anbieter den Betrieb. Damit soll auch die Datenübertragung an allen Stellen digitalisiert werden.
Söder hatte erst am Montag betont, dass Bayern das einzige Bundesland mit einem solchen Angebot sei, aber Menschen aus allen Regionen der Bundesrepublik sich hier testen lassen könnten. Rund 85.000 solcher Tests wurden nach Angaben von Huml bisher insgesamt gemacht. Die Übertragungsprobleme beträfen aber nur die Raststätten und Bahnhöfe, wo insgesamt knapp 60.000 Menschen getestet worden seien. Wie viele von ihnen aus welchem Land ankamen und wo sie wohnen, war zunächst unklar.
Huml betonte, dass Rückkehrer aus festgelegten Risikogebieten, die noch auf ihr Ergebnis warten, in Quarantäne bleiben müssen. Man habe zudem keine Erkenntnisse, dass Ergebnisse verloren gegangen seien.
Wie viele der 900 positiv Getesteten aus Bayern und wie viele aus dem übrigen Bundesgebiet kommen, konnten Huml und Zapf nicht sagen. Die Gesundheitsministerin verwies lediglich auf eine Stichprobe aus den vergangenen Wochen - da waren 40 Prozent der Tests von Menschen aus Bayern. Die meisten Infizierten seien an der A3 bei Passau festgestellt worden, sagte Zapf. Genaue Zahlen nannte er nicht.
Söder nannte den "Fehler" bei den Testzentren "sehr, sehr ärgerlich". "Das muss sofort behoben werden und darf nicht mehr passieren. Alle Strukturen sind umgehend zu überprüfen", verlangte der CSU-Politiker. Der Regierungschef war dem Vernehmen nach schon öfter unzufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement des Gesundheitsministeriums gewesen.