Beschäftigte im Gesundheitswesen sind Amnesty International zufolge in der Coronavirus-Pandemie in vielen Ländern durch schlechte Arbeitsbedingungen gefährdet. In einigen Staaten müssen sie sogar mit Repressalien rechnen, wenn sie Missstände aufzeigen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Menschenrechtsorganisation am Montag veröffentlichte.
So fehlt es häufig an Schutzkleidung und angemessener Bezahlung. In einigen Ländern wurden Ärzte, Pfleger oder andere Beschäftigte festgenommen oder anderweitig unter Druck gesetzt, nachdem sie sich beschwert hatten.
Dem Amnesty-Bericht zufolge gab in fast allen der 63 betrachteten Länder und Regionen Berichte über mangelnde Schutzkleidung. Wie viele Beschäftigte im Gesundheitswesen inzwischen weltweit an Covid-19 gestorben sind, ist nicht bekannt. Amnesty verzeichnete 3.000 Todesfälle in 79 Ländern, die tatsächliche Zahl dürfte aber weit höher liegen. Oft ist auch die Bezahlung schlecht. Im Südsudan erhalten dem Bericht zufolge Ärztinnen und Ärzte im Staatsdienst seit Februar kein Gehalt mehr.
In Malaysia wurde laut dem Bericht beispielsweise eine friedliche Demonstration von Reinigungskräften aufgelöst und mehrere Teilnehmer wurden festgenommen. In Ägypten wurden mehrere Beschäftigte im Gesundheitswesen wegen der sehr weit gefassten Tatbestände "Verbreitung falscher Nachrichten" und "Terrorismus" angeklagt. Auch in Russland wurde zwei Ärztinnen den Angaben zufolge mit Konsequenzen gedroht, nachdem sie über den Mangel an Schutzausrüstung geklagt hatten. Eine Mitarbeiterin eines Pflegeheims in den USA verlor ihren Job, nachdem sie per Facebook mehr Schutzkleidung gefordert hatte.
Amnesty-Expertin Sanhita Ambast bezeichnete solche Repressalien als "besonders verstörend". Beschäftigte im Gesundheitswesen seien die ersten, denen fehlgeleitete Maßnahmen der Regierung auffielen. "Wenn die Behörden versuchen, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, dann verwandelt sich ihr Anspruch, alles für die öffentliche Gesundheit zu tun, schnell in eine Farce", so Ambast.