Die Wiedereröffnung der Pubs in England hat so manchen Feiernden über die Stränge schlagen lassen. Im beliebten Londoner Ausgehviertel Soho füllten am Samstagabend Menschenmassen die Straßen und hinderten teilweise die Autos am Durchkommen, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Betrunkene taumelten und stürzten übereinander, einige tanzten nackt vor den Autos.
Nach mehr als drei Monaten Corona-bedingter Schließung hatten in England am Samstag Pubs und Restaurants wieder geöffnet. Mit rund 44.000 Corona-Toten ist Großbritannien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land in Europa. Die Infektionsraten gingen zuletzt jedoch zurück.
Außer Kontrolle
Bereits gegen Mittag seien die ersten Ausgehfreudigen eingetroffen, "und dann geriet schnell alles außer Kontrolle", erzählte Rafal Liszewski, die in einer Boutique in Soho arbeitet, der Nachrichtenagentur PA. Am Abend sei es in "eine regelrechte Straßenparty" ausgeartet. Niemand habe eine Maske getragen und es sei "physisch unmöglich" gewesen, Abstand zu halten.
Auch andernorts kam es zu zahlreichen Störungen durch Betrunkene. Er habe während seiner Schicht in Southampton mit "nackten Männern, glücklichen Betrunkenen, wütenden Betrunkenen, Auseinandersetzungen und noch mehr wütenden Betrunkenen" zu tun gehabt, sagte der Chef des britischen Polizeiverbands, John Apter, einem Londoner Radiosender.
In Devon und Cornwall wurden fast tausend Fälle von "Störungen und unsozialem Verhalten im Zusammenhang mit Alkohol" registriert. In London und in Cleveland wurden wegen nicht genehmigter Raves dutzende Menschen festgenommen. Mehrere Pubs wurden regelrecht überrannt und mussten schließen.
Gesundheitsminister Matt Hancock zog im Gespräch mit dem Sender Sky News dennoch ein positives Fazit. "Nach allem, was ich gesehen habe, haben sich die Menschen sehr, sehr weitgehend verantwortungsbewusst verhalten - obwohl es einige Bilder gibt, die das Gegenteil zeigen." Auch die Londoner Polizei erklärte, die Mehrheit habe sich an die Abstandsregeln gehalten.