Die Zahl der SARS-CoV-2-Infizierten in Österreich steigt weiter. Den dritten Tag in Folge gab es am Sonntag mehr als 100 Neuinfektionen. Mit Stand 10.00 Uhr wurde nun die 1000er-Marke geknackt. Die meisten Infektionen gibt es in Oberösterreich und in Wien:
- Burgenland: 14 Erkrankungen
- Kärnten: 16 Erkrankungen
- Niederösterreich: 99 Erkrankungen
- Oberösterreich: 414 Erkrankungen
- Salzburg: 31 Erkrankungen
- Steiermark: 59 Erkrankungen
- Tirol: 26 Erkrankungen
- Vorarlberg: 6 Erkrankungen
- Wien: 347
Derzeit befinden sich 78 Menschen aufgrund des Coronavirus in krankenhäuslicher Behandlung, davon zehn auf Intensivstationen. Gegenüber Sonntag sind 85 Infektionen hinzugekommen, die weitaus meisten erneut in Oberösterreich mit 57. Wien folgte an zweiter Stelle mit 21. Fünf gab es in Niederösterreich, je einen in Salzburg und der Steiermark. In den anderen Bundesländern wurden keine weiteren Fälle registriert.
Außerdem wurden Sonntag Covid-19-Fälle in drei oberösterreichischen Schlachthöfen bekannt. Zehn Mitarbeiter sind infiziert, dazu kommen 13 positiv getestete Personen aus ihrem Umfeld. Gesundheits-Landesrätin Haberlander sagte im Ö1-Frühstücksjournal, dass sie "die Infektionsketten gut nachvollziehen" können und "alle betroffenen Betriebe durchgetestet" würden.
Im Vergleich von Samstag auf Sonntag bedeutet diese Entwicklung einen Anstieg von rund zwölf Prozent. Zuletzt hat es in Österreich am 19. Mai eine ähnliche Zahl an Infizierten gegeben - 1.011 waren es damals, am 20. Mai war die Zahl der Erkrankten bereits auf 838 zurückgegangen. Wird der derzeitige Trend fortgesetzt - plus 115 Neuinfektionen am Samstag und Sonntag sowie 109 am Freitag - dürfte am Montag wieder die 1.000er-Marke überschritten werden.
Maskenpflicht in Amtsgebäuden
In sämtlichen Amtsgebäuden des Landes Oberösterreich muss ab kommenden Dienstag, 7. Juli, wieder ein Mund-Nasenschutz getragen werden. Das teilte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Sonntag in einer Presseaussendung mit. Weiters rief er die Städte und Gemeinden dazu auf, dem Beispiel zu folgen und in ihren Wirkungsbereichen die Maskenpflicht vorübergehend wieder einzuführen.
Auch Wien schließt Verschärfungen nicht aus
Auch in Wien könnten die Vorsichtsmaßnahmen in Sachen Coronavirus wieder verschärft werden, wenn die Situation es erfordert - ähnlich wie in Oberösterreich, wo etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Amtsgebäuden wieder vorgeschrieben ist. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz erläutert. Vorerst sind jedoch keine entsprechenden Schritte geplant.
"Das Coronavirus wird uns noch länger begleiten", betonte Ludwig. Er habe immer dafür plädiert, dass man auch regional reagieren könne, wenn dies nötig sei. "Das Wichtige ist, dass wir immer sehr schnell wissen, was die Auslöser sind, welche Bezugspersonen es gegeben hat und dass wir die Cluster schnell eingrenzen und Maßnahmen setzen. Das funktioniert derzeit sehr gut." Darum sehe er aktuell keinen unmittelbaren Anlass, in Wien vergleichbare Maßnahmen durchzuführen wie in Oberösterreich. "Aber es ist nicht auszuschließen", fügte er hinzu - etwa dann, wenn es zu einer deutlichen Häufung der Fälle komme.
In den vergangenen Tagen waren in Wien wieder mehr Neuinfektionen registriert worden als zuletzt, also sich der Schnitt auf rund 20 neue Fälle eingependelt hatte. Am Samstag wurden etwa 53 Infektionen gemeldet. Aktuell sind 4.100 positive Tests bestätigt. Von Sonntag auf Montag wurden 21 neue Infektionen entdeckt. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt in der Bundeshauptstadt 198. Insgesamt 3.555 Personen sind wieder genesen.
Clustern in Freikirchen und Schlachthöfen
Die meisten Fälle gab es nach Clustern in Freikirchen und nun in Schlachthöfen am Sonntag mit 359 Personen aktiv Erkrankten in Oberösterreich. Einen deutlichen Zuwachs von 43 Fällen verzeichnete Wien, in der Bundeshauptstadt gelten derzeit 348 Menschen als SARS-CoV-2-positiv. Laut Innenministerium wurden bisher in Österreich 18.280 Personen positiv getestet. 706 Personen sind bisher an Covid-19 gestorben, 16.615 gelten als genesen. Am Sonntag befanden sich 72 Menschen im Krankenhaus, zehn auf der Intensivstation.
Prüfung der Betriebe
Seit Wochen sorgen Coronavirus-Ausbrüche in deutschen Schlachthöfen für Aufsehen. Besonders folgenschwer war der Ausbruch beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen, der zur Wiedereinführung eines regionalen Lockdowns inklusive Schulschließungen führte. Nunmehr gab es auch in Schlachthöfen in Österreich erste Fälle. Laufendes Kontaktpersonenmanagement und positive Testungen bei Betroffenen hätten demnach zur Prüfung der Betriebe geführt, berichtete der Krisenstab des Landes.
Betriebsschließungen waren keine angedacht, auch stellte der Krisenstab neue Cluster in Abrede. Am stärksten betroffen war ein Betrieb im Bezirk Wels-Land, wo fünf Mitarbeiter positiv getestet wurden. Ein weiterer positiver Fall tauchte im persönlichen Umfeld bei einem der betroffenen Arbeiter auf. Im Bezirk Ried im Innkreis wurden in einem Betrieb drei Angestellte positiv getestet und behördlich abgesondert. In ihrem Umfeld gibt es zudem elf weitere Erkrankte. Im Bezirk Braunau fielen in einem Schlachthof zwei Tests positiv aus, außerdem fiel der Abstrich einer Person im persönlichen Umfeld ebenso positiv aus. In allen Betrieben würden weitere Testungen noch laufen, berichtete der Krisenstab.
Gefahr für Konsumenten?
Dass von Gütern aus coronainfizierten Betrieben eine Gefahr für Konsumenten ausgehe, betrachtete man seitens der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) als sehr unwahrscheinlich. Um Beruhigung bemüht waren Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer gemeinsamen Aussendung. "Die österreichischen fleischverarbeitenden Betriebe sind mit jenen in Deutschland nicht zu vergleichen", meinte Köstinger. In Österreich habe ein durchschnittlicher Schlachthof 400 Mitarbeiter, im Nachbarland seien dies 8.000, konstatierte Köstinger. Die kleineren Strukturen seien ein Vorteil im Containment. Anschober betonte, dass Schlachthöfe ein wichtiger Teil der am Donnerstag präsentierten Screening-Testungen seien. Das Ziel sei, "vorsorglich in potenziellen Risikobereichen unter den Teppich zu schauen und somit ein Frühwarnsystem zu installieren".
Auch in der ORF-Sendung "Hohes Haus" zeigte sich Anschober am Sonntag "sehr optimistisch", dass in Österreich eine zweite Welle vermieden werden kann. Dafür müsse man aber beim Containment schneller werden, entschieden handeln, wenn in einzelnen Regionen vermehrt Fälle auftreten und das Risikobewusstsein, das bei einem Teil der Bevölkerung stark abgenommen habe, müsse wieder größer werden. Bereits am Samstag hatte Anschober die Einführung einer Corona-Ampel angekündigt. Diese soll der Bevölkerung auf den ersten Blick - ähnlich der Lawinenwarnungen - vermitteln, wie hoch das Corona-Risiko auf Bundesebene und in den einzelnen Bundesländern jeweils aktuell ist. Eingeführt werden soll die Ampel bis September - speziell als Vorbereitung für die große Herausforderung im Herbst.
Am Wochenende begannen im Osten Österreichs die Sommerferien und damit die Urlaubssaison. Dass man nach einem Kroatien-Urlaub im Sommer jedenfalls wieder ohne Quarantäne nach Österreich zurückkehren kann, wollte der Gesundheitsminister nicht zusichern: "Eine Garantie können wir nicht zu 100 Prozent abgeben", meinte er mehr allgemein gesprochen. Derzeit sei die Situation in Kroatien unter Kontrolle. Wenn es dabei bleibe, werde es keinen Grund geben, eine Quarantäne für Rückkehrer verhängen zu müssen.
Verstärkte Kontrollen der Polizei
In Österreich will die Polizei wieder vermehrt auf die Einhaltung der Coronavirus-Schutzmaßnahmen hinweisen und kontrollieren. Es gehe darum, die Menschen wieder verstärkt zu sensibilisieren, in der Öffentlichkeit das Tragen von Mund-Nasen-Schutz und die Abstandsregeln einzuhalten, hieß es in einer Aussendung am Sonntag. Das Innenministerium kündigte auch an, die Gesundheitsbehörden nach Anforderung bei Einreise- sowie Schwerpunktkontrollen von Linien-und Reisebussen aus dem Westbalkan zu unterstützt.
Bisher wurden österreichweit 50.547 Quarantänemaßnahmen von Polizisten überwacht, der Großteil in Tirol. Dort waren es 31.655 derartige Einsätze, 10.040 in der Steiermark, 4.929 in Kärnten und 3.030 in Niederösterreich. Es folgt das Burgenland mit 577, Oberösterreich mit 297 sowie Salzburg mit acht, Vorarlberg mit sieben und Wien mit vier Überwachungen, informierte das Innenministerium.