"Mit 71 Toten pro einer Million Einwohner sind wir um 30 Prozent besser dran als Deutschland", stellte er fest.
Dabei werde Deutschland international für seinen Umgang mit der Coronakrise gepriesen, sagte Fidler am Montag bei einem Pressegespräch in Bregenz. Was passieren könne, wenn Maßnahmen nicht oder zu spät gesetzt werden, zeige sich in Ländern wie Italien, Spanien oder Großbritannien. In den USA werde ausgerechnet am "Memorial Day" die Marke von 100.000 Toten überschritten werden, so der Experte. "Einer amerikanischen Studie zufolge hätte man sich in den USA 36.000 Tote erspart, wenn man mit den Maßnahmen eine Woche früher begonnen hätte", so Fidler.
Ein ausschlaggebender Grund für den Erfolg in Österreich sei gewesen, dass die Bevölkerung eine "unglaubliche Disziplin" an den Tag gelegt habe. In Wien sei in der ersten Woche nach dem Lockdown die soziale Mobilität auf drei Prozent heruntergefahren worden. Das sei - gemeinsam mit Madrid - der weltweit beste Wert gewesen. "Anfang April wurde die Infektionskurve dann flach", sagte Fidler, der die Vorarlberger Landesregierung in der Coronakrise berät.
In anderen Ländern habe man andere Vorgehensweisen versucht. So sei etwa das Sozialleben in Schweden "viel liberaler" gehandhabt worden. Nun gebe es dort fünf Mal so viele Tote wie in Österreich, und auch die Wirtschaft sei in keiner besseren Ausgangsposition. In Großbritannien habe man auf die Herdenimmunität gesetzt, aber keine Chance gehabt, die dafür notwendige Durchseuchung von 60 Prozent auf natürlichem Weg zu erreichen. In Spanien mit katastrophalen Zuständen liege die Durchseuchungsrate bei 15 Prozent.
Fidler wollte aber keinesfalls den Besserwisser spielen: "Niemand hat gewusst, welches der richtige Weg ist." Mit manchen Maßnahmen sei man sicher übers Ziel hinausgeschossen, man dürfe aber auch nicht vergessen, "dass wir nach wie vor täglich Neues über das Coronavirus lernen".
Martina Rüscher appelliert an die Bevölkerung die Hygieneregeln weiter einzuhalten
Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) appellierte an die Bürger, sich weiter die Hände zu waschen, Abstand zu halten sowie einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Sie zeigte sich optimistisch, auf diese Weise die Zahl der Infizierten klein halten zu können - in Vorarlberg waren am Montag noch 16 Personen an Covid-19 erkrankt. Blieben die Zahlen niedrig, könne man die Lockerungen beibehalten und weitere Schritte setzen, sagte Rüscher. Andernfalls "müssen wir reagieren", stellte sie fest. Wie gut Vorarlberg bisher durch die Coronakrise gekommen sei, verdeutlichte sie anhand der zu Beginn der Krise errechneten Zahlen. Damals ging das Worst-Case-Szenario für Vorarlberg für Anfang Mai von 967 Covid-19-Patienten in den Spitälern aus, davon 248 auf den Intensivstationen und 183 an Beatmungsmaschinen. Tatsächlich gibt es aktuell keinen Coronavirus-Patienten in Vorarlbergs Krankenhäusern.
Als aktuell größte Risikobereiche sah Fidler Partygeschehen und Feste, aber etwa auch Kirchenbesuche sowie Hochzeiten und Begräbnisse. "Besondere Infektionsgefahr besteht überall da, wo viele Menschen zusammenkommen und gemeinsam singen bzw. sprechen", so Fidler. Aktuell gebe es weltweit 105 Projekte, in denen an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht werde. "Aber sicher ist es nicht, dass wir in absehbarer Zeit einen bekommen", sagte der Experte.