Die meisten Ansteckungen erfolgen im Moment in Familienclustern, sagte die stellvertretende Landessanitätsdirektorin Ursula Karnthaler am Sonntag im APA-Interview. "Familiencluster bedeutet die Familie, aber auch die engsten Verwandten oder Bekannte, die dazu gehören. Es ergeben sich oft wieder neue Familien." Karnthaler erklärte den Grund, warum es zu den häufigen Ansteckungen innerhalb der Familie kommt: "Man hat langen Kontakt auf kurze Distanz - genau die Art von Kontakt, bei der das Virus übertragen wird."
Es gibt aber auch immer wieder Neuerkrankungen, wo man nicht weiß, wie und wo sich die Person genau angesteckt hat. "Ein kleiner Teil wird immer bleiben, wo man es nicht ganz genau sagen kann. Oft ergibt sich im Zuge der Erhebungen ein Konnex zu anderen Fällen. Selten bleibt es auch ungeklärt." Sie betonte, dass die Erkrankten in der Regel sehr kooperativ seien: "Die Menschen wollen ja niemandem schaden, sondern schützen."
Ansteckungsketten vermeiden
Die stellvertretende Landessanitätsdirektorin unterstrich in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig das Contact-Tracing und das Containment seien, um das Virus einzugrenzen. Auch habe sich die Strategie im Laufe der Wochen verändert: "Anfangs ist es speziell um den Schutz der vulnerablen Gruppen (älterer Personen und Risikogruppen, Anm.) gegangen, um zu schauen, dass man Ansteckungsketten vermeidet. Nun geht es grundsätzlich darum, Ansteckungsketten zu vermeiden."
Im Laufe der Zeit wurden in Wien fast 10.000 Absonderungsbescheide für die Quarantäne ausgestellt. "Da arbeiten wir wirklich auf Hochtouren." Nachweislich erkrankt sind bis dato 3.117 Personen. Aktuell befinden sich 1.500 Personen in Quarantäne, entweder weil sie positiv getestet oder als direkte Kontaktpersonen identifiziert wurden.
Was den Niederösterreich-Wien-Cluster anbelangt, so laufen derzeit noch die Erhebungen, gab eine Sprecherin des medizinischen Krisenstabes der Stadt der APA ein Update. Im Mittelpunkt dieses Clusters stehen zwei Postzentren, eines in Wien-Inzersdorf und eines im niederösterreichischen Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg), bei denen Dutzende Beschäftigte infiziert waren bzw. sind. Die Belegschaft beider Standorte ist inzwischen in Quarantäne und das Bundesheer hat den Betrieb übernommen. Die Ansteckungskette der von Leiharbeitsfirmen gestellten Post-Mitarbeiter reicht (nach derzeitigem Wissenstand) auch in ein Asylheim in Erdberg, einen Kindergarten in Liesing, eine Möbelhaus-Logistikzentrale in Floridsdorf und ein Wohnhaus in Simmering.
Kommende Woche werden die Post-Mitarbeiter nochmals getestet, da es sich um Schlüsselarbeitskräfte handelt und man sichergehen wolle, dass diese gesund sind, kündigte die Sprecherin außerdem an. In diversen Medienberichten wurden jüngst auch eine infizierte Wiener Volksschullehrerin, eine erkrankte Assistentin in einer burgenländischen Sonderschule oder ein Fall in einem Gasthaus im Tiroler Zillertal mit dem Cluster in Verbindung gebracht.
Die Krisenstab-Sprecherin bestätigte heute, dass es eine verwandtschaftliche Verbindung zwischen der Lehrerin und einem Post-Mitarbeiter in Hagenbrunn gibt. Die restlichen Fälle konnte sie hingegen weder bestätigen noch dementieren.