In Bezug auf die Covid-19-Erkrankungen in Österreich hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bisher 268 Cluster - Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region - nachweisen können. Von insgesamt 16.266 Erkrankungen lassen sich mit Stand 19. Mai 4.672 einem Cluster zuordnen, wie die AGES am Mittwoch bekannt gab.
Kenntnis um die Quellen einer Infektion mit SARS-CoV-2 bzw. Übertragungsketten sind mitentscheidend, um den Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich führen zu können. Bei entsprechendem Wissen lassen sich gezielte Maßnahmen setzen, die am wahrscheinlichsten dazu beitragen, die Verbreitung des Virus einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen.
Mit Abstand die meisten Cluster finden sich bisher mit 120 im Cluster-Setting Haushalt, das Familie und Freunde mitumfasst. Diese Cluster sind allerdings insofern wenig heikel, als sie jeweils nur einige wenige Personen umfassen, die das Virus bis dato nicht in großem Stil gestreut haben. Mit insgesamt 561 betroffenen Personen machen die 120 Cluster nur zwölf Prozent aller einem Cluster zugeordneten Infektionen aus.
Dem Cluster-Setting Freizeitaktivität und Haushalt lassen sich dagegen vorerst nur drei Cluster zurechnen. Diese haben es allerdings in sich: mit nicht weniger als 1.093 Infektionen machen sie 23,4 Prozent aller untersuchten Cluster-Fälle aus. Einer dieser Cluster bezieht sich auf die Infektionskette, die vom Apres-Ski im dafür berühmten Wintersportort Ischgl ihren Ausgang genommen hat, einem zweiten liegt das Apres Ski in St. Anton am Arlberg zugrunde, bestätigte Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung Surveillance und Infektionsepidemiologie der AGES, im Gespräch mit der APA.
17 Cluster finden sich bisher im Setting Krankenhaus, das sich im Wesentlichen auf Spitalspersonal beschränkt, 14 im Setting Arbeitsplatz. Das ergibt einen Anteil von 211 oder 4,5 Prozent bzw. 80 oder 1,7 Prozent an den 4.672 evidenten Cluster-Fällen.
Ein nachgewiesenes Cluster an einer Schule
Während vor zwei Wochen noch kein Cluster in Schulen nachgewiesen werden konnte, hat die AGES in diesem Bereich inzwischen einen rekonstruiert. Dieser hat sich auf vier Personen beschränkt, wobei die Infektionskette ein Oberstufenschüler kurz vor dem Lockdown Mitte März ausgelöst hatte. Der Bursch steckte noch in der präsymptomatischen Phase drei andere Schüler an, die sich nach Bekanntwerden der Erkrankung ihres Mitschülers vorsorglich in Quarantäne begeben hatten. Als sie Symptome entwickelten, waren sie längst in häuslicher Isolation, weshalb sich das Virus nicht weiterverbreiten konnte. "Das ist ideal gelaufen", meinte AGES-Expertin Schmid gegenüber der APA. Den Standort der Schule bzw. das betroffene Bundesland wollte die AGES nicht nennen.
Niedergeschlagen hat sich in der Spurensuche der AGES auch bereits der Cluster, der sich um Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen gebildet hat, die in Postzentren in Wien-Inzersdorf und Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) tätig waren. Demnach dürften in diesem Zusammenhang erste Infektionen in der Kalenderwoche 16 - ab 13. April - aufgetreten sein. Formal läuft dieser Cluster im Setting Haushalt und Arbeitsplatz, da einige Beschäftigte in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht waren. Derartige Einrichtungen werden dem Bereich Haushalt zugezählt.