Die wiedererrungene Freiheit nach zwei Monaten Lockdown treibt die Italiener verstärkt in Lokale und Geschäfte. Für Aufsehen sorgten die Bilder langer Schlangen vor den Filialen des Möbelherstellers Ikea, die seit Montag wieder geöffnet sind. 15.000 Kunden stellten sich am Dienstag vor dem Eingang des schwedischen Möbelhauses in Collegno bei Turin an.
Auch vor den Filialen in Mailand bildeten sich lange Schlagen. "Es ist als würden wir eine neue Einweihung unserer Stores feiern. Es beginnt eine neue Phase", betonte Asunta Enrile, CEO von Ikea für Italien. Die Filialen würden strenge Vorsichtsmaßnahmen für Kunden und Mitarbeiter berücksichtigen, versicherte die Managerin.
Gewerkschaften drohen mit Streik
Die Gewerkschaften sind anderer Ansicht. "Die Warteschlangen sind zu lang, der Zugang zu den Filialen muss besser geregelt werden", so ein Sprecher. Die Arbeitnehmerverbände drohten mit Streik, sollte die Sicherheit von Personal und Kunden nicht garantiert werden.
Die Behörden schlagen in Italien auch wegen Ansammlungen vor Lokalen in den Stadtzentren Alarm. "Ich habe nichts gegen Feierlichkeiten, aber wir müssen Ansammlungen vermeiden und Atemschutz tragen", warnte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. "Sollten in zehn Tagen die Infektionen wieder zunehmen, werden wir sofort Bars, Restaurants und Bäder schließen. Dann können wir uns wieder in den Wohnungen einsperren", wetterte der Lega-Politiker.
Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala zog eine positive Bilanz des Neustarts von Handel und Gastronomie in der lombardischen Metropole. 90 Prozent der Shops seien in Mailand offen, während lediglich 70 Prozent der Bars und Restaurants Gästen wieder zugänglich seien, und zwar mit reduziertem Personal.
Am Montag ist es in Italien zu weiteren Lockerungen der Maßnahmen mit dem Neustart von Kleinhandel, Gastronomie und Tourismus gekommen. Restaurants, Bars und Friseursalons konnten wieder öffnen - zwei Wochen früher als ursprünglich geplant. Die Italiener dürfen auch wieder Freunde und Gottesdienste besuchen. Versammlungen größerer Gruppen bleiben vorerst verboten.