Der kroatische Innenminister Davor Bozinovic bestätigte am Samstag, dass die Buchung einer Ferienunterkunft in Kroatien eine Berechtigung für die Einreise in das Land darstellt. Die Urlaubsreise wird demnach als wirtschaftliches Interesse gedeutet, was einer der möglichen Gründe für den Grenzübertritt ohne verpflichtende Selbstisolierung ist. "In diesem Moment können alle slowenische Bürger nach Kroatien einreisen, nicht nur die Besitzer von Immobilien und Booten, sondern auch jene mit wirtschaftlichem Interesse. Tourismus ist eine Wirtschaftsbranche und stellt damit wirtschaftliches Interesse dar", sagte Bozinovic laut der Nachrichtenagentur STA nach einem Treffen mit seinem slowenischen Amtskollegen Ales Hojs in der slowenischen Grenzstadt Ormoz.

Der kroatische Minister bezog sich zwar konkret auf slowenische Bürger, allerdings hat Kroatien am vergangenen Wochenende seine Grenze für alle Bürger der Europäischen Union und des Schengenraumes geöffnet, die aus geschäftlichem oder wirtschaftlichem Interesse sowie dringenden persönlichen Gründen in das Adrialand müssen.

Gilt auch für Buchungen 

Ursprünglich wurde das so gedeutet, dass ausländische Besitzer von Immobilien und Booten nach Kroatien einreisen können, später wurde die Interpretation auf Besitzer von Wohnmobilen, die auf kroatischen Campingplätzen stehen, ausgedehnt. Für unklare Situationen richtete das Innenministerium eine offizielle Stelle ein, bei der man (per E-Mail an uzg.covid@mup.hr) im Voraus anfragen kann, ob im konkreten Fall die Einreise erlaubt ist. Der Innenminister betonte am Samstag ausdrücklich, dass dies auch für Buchungen in Hotels, Camps oder Privatunterkünften gelte.

Das würde bedeuten, dass die kroatischen Grenze für Urlauber praktisch offen ist. Slowenische Bürger - rund 100.000 besitzen in Kroatien Immobilien - haben laut Medienberichten das seit dem gestrigen Freitag, nachdem Slowenien die Grenzen öffnete und die verpflichtende Heimquarantäne bei der Einreise abschaffte, bereits ausgiebig genützt, was zu Staus an den Grenzübergängen führte. Nach Angaben des kroatischen Ministers kamen bis Samstagfrüh bereits 2.000 Slowenen nach Kroatien.

Zu den Staus an der Grenze kommt es vor allem deswegen, weil Einreisende den kroatischen Behörden ihre Kontaktdaten sowie Angaben zu ihrer Unterkunft geben müssen. Laut Bozinovic ist es wichtig, dass die Epidemiologen die Urlauber jederzeit kontaktieren können. Um Verzögerungen bei der Einreise vorzubeugen, bereitet Kroatien eine technische Lösung vor, sodass man sich im Voraus anmelden und dann die Grenze schneller passieren könnte.

Erfordernis eines aktuellen Coronatests

Während slowenische Urlauber ohne jegliche Auflagen aus Kroatien heimkehren können, gilt das derzeit nicht für Österreicher, die offene Grenzen in der Nachbarschaft nützen wollen. Für die Einreise nach Österreich gilt bis 31. Mai das Erfordernis eines aktuellen Coronatests bzw. die Pflicht zur Selbstisolation.

Laut dem slowenischen Innenminister gibt es bereits Gespräche über Lockerungen an den Grenzen auch mit anderen Nachbarländern. Aus Sicht von Slowenien besteht ein großes Interesse für die Öffnung zu Österreich, sagte er. "Ich habe Indizien, dass Österreich - ungeachtet dessen, dass laut Medien vorrangig die Grenze zu Deutschland, Schweiz, der Slowakei und Tschechien geöffnet wird - ein ähnliches Regime auch mit Slowenen errichten wird", sagte Hojs. Er rechnet damit, dies in den nächsten Tagen und Wochen zu vereinbaren. Der slowenische Minister betonte jedoch, dass die österreichische Seite die Grenzöffnung erst Mitte Juni plane.

Sloweniens Premier relativiert Öffnung zu Österreich

Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa hat die am gestrigen Freitag erfolgte komplette Aufhebung der Einreisebeschränkungen für EU-Bürger in Slowenien relativiert. "Es gibt keine allgemeine Öffnung der Grenze zu Italien (und auch Ö(sterreich), U(ngarn)), weil das nur eine bilaterale Maßnahme sein kann", twitterte Jansa am Samstag.

"Die Gespräche sind noch im Gange, die verwaltungsrechtliche Grundlage wird vorbereitet und beschlossen", schrieb Jansa in Anspielung auf Gespräche mit den Nachbarländern. Österreich hatte in einem ersten Schritt das Grenzregime zu Deutschland und der Schweiz gelockert, zugleich aber auch ähnliche Schritte mit den anderen Nachbarländern mit Ausnahme Italiens in Aussicht gestellt. Volle Reisefreiheit soll es demnach ab 15. Juni geben. Die österreichischen Einreisebeschränkungen gelten unverändert noch bis 31. Mai.

Jansa reagierte mit seinem Tweet auf Kritik insbesondere an der Öffnung zu Italien, das ab 3. Juni seinerseits EU-Bürgern die Einreise wieder erlauben möchte. Bereits am gestrigen Freitag hatten Medienberichten zufolge Hunderte Slowenen die neue Reisefreiheit nach Kroatien genutzt, weil viele dort Zweitwohnsitze haben. Mit Blick auf Kroatien betonte Jansa, dass auch an der Grenze zu Kroatien "immer noch gesundheitliche Einschränkungen gelten", obwohl das Nachbarland die Maßnahmen bereits gelockert habe.