Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus steigt in Brasilien immer stärker. Nach den jüngsten Daten des Gesundheitsministeriums wurden erstmals mehr als 800 Corona-Tote innerhalb von 24 Stunden registriert. Demnach lag die Zahl der von Montag bis Dienstag registrierten Opfer bei 881. Zudem wurde bekannt, dass sich das Virus bereits vor dem Karneval ausgebreitet haben soll.

Das ist ein neuer Negativrekord in dem südamerikanischen Land für diesen 24-stündigen Zeitraum. Insgesamt sind in Brasilien nach offiziellen Angaben bisher 12.400 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. 177.589 Infizierte wurden inzwischen gemeldet.

Auf Platz sechs

Nach den Daten der in den USA beheimateten Johns-Hopkins-Universität liegt Brasilien bei der Zahl der Todesopfer damit nun auf Platz sechs der am schwersten betroffenen Länder. Am Internationalen Tag der Pflege gedachten Pflegekräfte in Städten wie Brasília oder Manaus auch ihrer mindestens 98 Kollegen und Kolleginnen unter den Verstorbenen. Brasilien hat in der Corona-Krise bereits mehr Pflegekräfte verloren als Spanien und Italien zusammen, was mit deren bisweilen prekären Arbeitssituation zu tun hat.

Am 26. Februar war in dem mit mehr als 200 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land in Lateinamerika erstmals in der Region ein Mensch positiv auf das Virus getestet worden. Dem Gesundheitsministerium zufolge hatte es jedoch 39 Fälle aus der Zeit davor gegeben, bei denen untersucht werden soll, ob es sich um Corona-Infektionen handelte.

Bereits Anfang Februar

Das bestätigt auch eine Studie der Stiftung Oswaldo Cruz. Demnach breitete sich das Virus bereits vor dem diesjährigen Karneval aus - also noch vor der erstmaligen Entdeckung eines Ansteckungsfalls im Land. Die Ausbreitung des Virus habe etwa in der ersten Februarwoche begonnen, so die Untersuchung.

Die Verbreitung des Erregers in Brasilien begann der Untersuchung zufolge damit mehr als 20 Tage, bevor erstmals in dem Land bei einem aus Italien zurückgekehrten Reisenden die Infektion diagnostiziert worden war. Dieser Infektionsfall war kurz nach dem Karneval festgestellt worden.

Hohe Dunkelziffer

Die Studie lässt die Sorgen wachsen, dass es in Brasilien deutlich mehr Infektionsfälle geben könnte als in den offiziellen Statistiken verzeichnet. Der Karneval bringt in Brasilien jedes Jahr Millionen von Menschen zum ausschweifenden Feiern auf die Straßen.

Die Untersuchung beruht auf der Analyse von Statistiken. Dabei berechneten die Forscher auf der Basis der Corona-Totenzahlen den Zeitraum der frühen Verbreitung des Virus im Land. Schon vor der Veröffentlichung der Studie der Stiftung Oswaldo Cruz gingen Experten davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer bei den Infektionszahlen gibt, da das Land nicht über ausreichende Ressourcen für Tests verfügt.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat die von dem Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 jedoch in der Vergangenheit als "kleine Grippe" bezeichnet. Die von brasilianischen Bundesstaaten verhängten Corona-Restriktionen kritisierte er wiederholt massiv wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft.