Die Gesundheitsbehörden teilten am Sonntag mit, am Samstag seien 34 zusätzliche Fälle festgestellt worden. Das war der höchste Anstieg seit vier Wochen in dem Land, das wegen seiner entschlossenen Test- und Quarantänemaßnahmen als Vorbild gilt. Bei 26 der neuen Infektionen handle es sich um Übertragungen im Inland, acht Fälle seien importiert, erklärte das koreanische Zentrum für Seuchenkontrolle (KCDC). Südkorea hatte erfolgreich den ersten größeren Ausbruch der Epidemie außerhalb Chinas bekämpft und in den vergangenen Wochen jeweils keine oder nur sehr wenige Ansteckungen im Inland gemeldet.
Vor dem Ausbruch hatte das Land einige Beschränkungen gelockert. Aktuell peilt es die vollständige Wiedereröffnung von Schulen und Geschäften an. Flächendeckende Tests, die intensive Nachverfolgung von Kontaktpersonen und Tracing-Apps haben der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens dabei geholfen, die Pandemie ohne harte Ausgangssperren wie in vielen anderen Ländern unter Kontrolle zu bringen.
Phase der Stabilisierung
Präsident Moon Jae-in hat aber vor einer zweiten Welle der Pandemie gewarnt, die das Land später in diesem Jahr treffen könnte. Er mahnte in einer Rede zum dritten Jahrestag seines Amtsantritts, bei der Wachsamkeit gegen den Covid-19-Ausbruch nicht nachzulassen. "Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist." Zugleich versuchte er, die Bürger zu beruhigen. Es gebe keinen Grund, "aus Furcht stehen zu bleiben". Die Corona-Situation in Südkorea sei zuletzt in eine Phase der Stabilisierung eingetreten.
Moon kündigte einen Ausbau der Seuchenprävention an. Die Behörden an Ort und Stelle sollten mit zusätzlichen Experten eigene Strukturen zur Reaktion auf ansteckende Krankheiten einrichten. Zudem sollten Krankenhäuser aufgebaut werden, die sich auf die Behandlung dieser Krankheiten spezialisierten. Dies solle rasch geschehen, um auf eine zweite Welle der Epidemie vorbereitet zu sein, die nach Aussage von Experten im Herbst oder Winter zu erwarten sei.
Sorgen bereitet den Behörden eine Häufung von Infektionen in Zusammenhang mit dem Besuch eines infizierten männlichen Besuchers von Bars und Nachtclubs in einem Vergnügungsviertel in der Millionenmetropole Seoul. Der Betroffene wurde erst nach dem Besuch der Clubs positiv auf das Virus getestet. Bis zum Freitag wurden 15 Infektionsfälle auf ihn zurückgeführt. Nach Behördenangaben kamen am Samstag 14 bestätigte Neuinfektionen in Seoul dazu. Zunächst war unklar, ob sie in direkter Verbindung standen.
Die Stadt versucht, etwa 1.500 Menschen aufzuspüren, die sich bei einem Besuch dort angesteckt haben könnten. Zugleich forderte sie alle Gäste vom vergangenen Wochenende auf, sich für zwei Wochen in Selbstisolation zu begeben und auf eine Infektion testen zu lassen. Der Seouler Bürgermeister Park Won-soon ordnete an, den Betrieb sämtlicher Clubs, Bars und anderer nächtlicher Unterhaltungseinrichtungen der Hauptstadt vorläufig einzustellen.
China meldete unterdessen erstmals seit über einem Monat eine Coronavirus-Infektion in der Millionenstadt Wuhan, wo der Ausbruch der Pandemie ursprünglich entdeckt worden war. Der Fall ist eine der 14 bestätigten Ansteckungen, die China am Sonntag veröffentlichte. Zuletzt war am 3. April in Wuhan eine Infektion festgestellt worden.