Nach wochenlangem Ringen gibt es nun Grünes Licht für den Pflege-Korridorzug zwischen Rumänien und Österreich. Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) teilte am Donnerstagabend der APA mit, dass die rumänische Staatsbahn alle Genehmigungen erhalten habe. Sie äußerte sich dabei auch im Namen des rumänischen Verkehrsministers Lucian Bode, der ursprüngliche Angaben Österreichs dementiert hatte.
"Auch in Krisenzeiten muss bei strikter Einhaltung der Vorschriften der Gesundheits- und Grenzbehörden die Arbeitnehmerfreizügigkeit gewährleistet werden können", betonten die beiden Minister demnach. Der erste Nachtzug mit bis zu 350 Pflegekräften soll nun am 10. Mai im rumänischen Timisoara (Temesvar) starten.
Betreuung hat "hohe Priorität"
Bode hatte vor zwei Wochen den öffentlichen Ankündigungen Edtstadlers zum Korridorzug widersprochen. Er hatte damals gesagt, dass es "keinerlei Vereinbarung auf Regierungsebene" bezüglich eines Sonderzugs gebe. Die daraufhin von der Opposition mit Häme überschüttete ÖVP-Ministerin spielte umgehend den Ball an die rumänische Staatsbahn weiter und meinte, dass diese sich selbst für den Transport angeboten habe.
Ursprünglich hätte der erste Korridorzug schon am 2. Mai starten sollen, doch verzögerte sich dies aufgrund der fehlenden Genehmigungen. Edtstadler betonte, dass die Sicherung der 24-Stunden-Betreuung in Österreich "hohe Priorität" für die türkis-grüne Bundesregierung habe. "Dabei muss sichergestellt werden, dass alle Vorgaben der Behörden zum Schutz der Reisenden eingehalten werden", fügte sie hinzu.
In der Coronakrise hatten zahlreiche europäische Staaten, darunter auch Österreich, ihre Grenzen dicht gemacht und lassen ausländische Staatsangehörige nur noch mit Gesundheitsattesten ins Land. Edtstadler wies darauf hin, dass die Auswirkungen der Grenzschließungen auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit im Bereich der 24-Stunden-Betreuung "enorm spürbar" seien, "da viele Betreuerinnen aus dem Ausland stammen und derzeit nur sehr eingeschränkt zu ihrem Arbeitsplatz bzw. zurück in ihre Heimat kommen können".
Laut Edtstadler sind österreichweit rund 33.000 Personen auf Ganztags-Betreuung angewiesen, wobei viele Betreuerinnen und Betreuer aus Rumänien stammen. SIe hätten durch die geltenden Restriktionen kaum die Möglichkeit, durch Kolleginnen und Kollegen abgelöst zu werden. Diese Ablöse kann nun durch den Korridorzug erfolgen.
Organisiert werden die Transporte vom Fachverband der Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Wie dessen Obmann Andreas Herz mitteilte, stehen die notwendigen Informationen auf der Internetseite www.daheimbetreut.at zur Verfügung. "Konkret können Buchungen unter Personenbetreuung-zug@btu.at sowohl von Agenturen als auch von Familien ohne Agenturen vorgenommen werden", so Herz.
Wie aus einem auf der genannten Seite veröffentlichten Dokument hervorgeht, sind derzeit drei Züge zur Buchung offen, am 10. Mai (Timisoara-Wien), am 12. Mai (Wien-Timisoara) und am 13. Mai (Timisoara-Wien). In jedem Zug gebe es 300 buchbare Plätze für Vermittlungsagenturen und 50 Plätze für Privatpersonen.
Die Züge seien über Nacht unterwegs, wobei in jedem Liegewagenabteil vier Personen untergebracht werden. Somit bleiben zwei Liegen pro Abteil frei. Nach der Ankunft in Wien-Schwechat werden die Betreuerinnen und Betreuer in ein Hotel am Flughafen gebracht, wo Coronavirus-Tests gemacht werden. Alle negativ Getesteten können dann von den Agenturen oder Familien abgeholt werden. Die Fahrt kostet 100 Euro, der Test 105 Euro sowie die Unterbringung im Hotel 74 Euro.