Wenn die notwendigen Intensivmedizin-Kapazitäten vorhanden sind und die Organisation in der SARS-CoV-2-Pandemie in einem Land klappt, haben auch schwerstkranke Covid-19-Patienten gute Heilungschancen. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) in einer Aussendung mit Fallbeispielen hingewiesen.
Daten des Deutschen Intensivregisters belegen, dass rund 70 Prozent der Patienten die Intensivstation auch wieder verlassen und in der Folge gesunden können. Verantwortlich dafür seien nach Ansicht der Experten die intensivmedizinischen Möglichkeiten und auch die intensive personelle Betreuung der Patienten.
"Dass Patienten, die schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung zeigen, eine längere Zeit, oft auch mehrere Wochen auf der Intensivstation liegen, ist nicht selten", erläuterte Stefan John, Präsident der DGIIN. Der Leiter der Internistischen Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd behandelte mit seinem Team beispielsweise eine 56-jährige Patientin, die mehr als 14 Tage im künstlichen Koma beatmet wurde – viele Tage in Bauchlage, was den Gasaustausch in der Lunge erleichtert. Sie zählte nicht zur Risikogruppe. "Dank den Möglichkeiten, die uns die Intensivmedizin bietet, hat die Patientin die Klinik inzwischen wieder gesund verlassen können. Ähnliche Verläufe lassen sich deutschlandweit auf den vielen Intensivstationen finden", so John.
Der lange Regenerationsweg zurück
Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der DGIIN und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berichtete von der Genesung einer 79-jährigen französischen Patientin, die nach einer Beatmung und intensivmedizinischen Maßnahmen nun wieder in ihre Heimat zurückkehren konnte. "Klar ist, dass diese Patienten einen langen Regenerationsweg vor sich haben, da der Körper sich von der Langzeitbeatmung erholen muss", so Kluge. Häufig schließe sich an die Intensivtherapie eine entsprechende Rehabilitationsphase mit Physiotherapie an.
Ohne moderne Intensivtherapie hätten jedenfalls viele Patienten ihre Erkrankung nicht überlebt, sind sich die deutschen Experten einig. Die Beatmung erfolgt je nach Zustand des Patienten unterschiedlich. "Der Behandlungserfolg von COVID-19-Patienten basiert neben der Beatmung auf weiteren Bausteinen der Intensivtherapie, wie beispielsweise Antibiotika, die Unterstützung des Kreislaufs, Narkosemittel oder auch einem zielgerichteten Management der Blutgerinnung", so die Experten. Bei schwerkranken Covid-19-Patienten kommt es auch häufig zu Blutgerinnungsstörungen sowie zu neurologischen Komplikationen.