Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung durch den Verbraucherschutzverein (VSV) in der Causa rund um den Corona-Hotspot Ischgl liegt der Staatsanwaltschaft Innsbruck der Zwischenbericht der Polizei vor. Er umfasse 1.000 Seiten und sei "sehr detailliert und umfangreich", sagte Sprecher Hansjörg Mayr der APA.
In dieser Woche werde es jedenfalls ob des Umfangs keine Entscheidung mehr über die allfällige Einleitung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens geben, so Mayr. Allenfalls könne die Polizei vorher noch mit weiteren Erhebungen beauftragt werden. Indes schlossen sich laut dem Sprecher mit Stand Dienstagvormittag 321 Personen, die sich in Tiroler Skiorten mit dem Coronavirus angesteckt hatten, als Opfer dem Verfahren an.
Schwerwiegende Vorwürfe
Nachdem das Nachrichtenmagazin "profil" am Montag berichtet hatte, dass in den Ischgler Hotels, in denen die mit dem Coronavirus infizierten Isländer genächtigt hatten, kaum getestet wurde, hat LH Günther Platter (ÖVP) hinsichtlich der Aufklärung auf die Expertenkommission verwiesen. Die Landtagsparteien wollen die Zusammensetzung der Kommission bis Donnerstag finalisieren.
In den betroffenen Hotels, deren Namen den Tiroler Behörden bereits seit 5. März bekannt waren, seien nur jene Kontaktpersonen der Isländer getestet worden, die auch über Symptome klagten. Ende Februar waren dagegen in einem Innsbrucker Hotel, als die österreichweit ersten Fälle auftauchten, alle Kontaktpersonen der Infizierten getestet und in Quarantäne geschickt worden. Die Kommission soll nun über diese Vorgänge Bericht erstatten. "Ich will sehen, wo ist etwas gut gelaufen und wo ist etwas weniger gut gelaufen", so Platter am Dienstag bei einer Videopressekonferenz des Landes. Es soll auch beleuchtet werden, ob es Unterschiede in der Handlungsweise zwischen den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften gegeben habe.
Auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) verwies auf die Expertenkommission. Es sei nun wichtig, dass diese "die Dinge untersucht". Das sei "gut und richtig so". Alle Beteiligten hätten aber "nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt", argumentierte Tilg.
Die Zusammensetzung der Expertenkommission ging unterdessen in die finale Phase. Am Montag hatten sich die Parteien darauf geeinigt, dass die Kommission aus sieben Mitgliedern bestehen soll. Damit sollen alle relevanten Fachbereiche abgedeckt werden. Bis Donnerstag sollen die betreffenden Personen um ihre Teilnahme gebeten werden. Laut Medienberichten wurden von den Parteien etwa der ehemalige Richter Josef Geisler, der frühere Dritte Nationalratspräsident Siegfried Dillersberger (FPÖ) und der deutsche Honorarkonsul in Tirol, Dietmar Czernich, für das Gremium vorgesehen.
Die Einsetzung der Kommission soll mittels Allparteienantrag im Mai-Landtag eingebracht werden. Die Arbeit soll sie noch vor dem Sommer aufnehmen.