Der Arbeitsrechts-Experte Martin Risak rechnet nicht damit, dass ausländische Erntehelfer in Österreich wegen der Coronakrise mehr Lohn für sich aushandeln können. Die Abhängigkeit von ihrer Arbeitskraft werde aktuell zwar deutlich sichtbar, die Erntehelfer seien aber zu kurz im Land, nur wenig organisiert und auf viele verschiedene Betriebe verteilt.
Zudem sei die Arbeit als Erntehelfer "harte physische Arbeit" mit zehn oder mehr Arbeitsstunden am Tag, sagte Risak vom Institut für Arbeits-und Sozialrecht der Uni Wien am Sonntag im Ö1-Morgenjournal des ORF. Es sei absehbar, dass sich diese Gruppe nicht nach der Arbeit noch organisiert, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Vonseiten der Bauern heiße es dazu meist, dass sie gezwungen seien, auf dieses Personal zurückgreifen - "weil die großen Supermarktketten, die einen Großteil ihrer Ernte abnehmen, ihnen keine ordentlichen Preise zahlen wollen, weil die KonsumentInnen auch nichts dafür bezahlen wollen", sagte Risak zum ORF. Trotz der Abhängigkeit Österreichs von ausländischen Erntehelfern glaubt der Experte nicht, dass sich etwas Grundlegendes an deren Situation ändern wird, hieß es in dem Bericht. Im vergangenen Jahr seien rund 14.000 Erntehelfer aus dem Ausland gekommen.
Am Donnerstag hat Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit dem für europäische Integration verantwortlichen ukrainischen Vizepremier Wadym Prystajko über den Einsatz ukrainischer Erntehelfer in Österreich gesprochen. In einem "freundlichen und sehr konstruktiven Gespräch" habe man sich über Ausreisegenehmigungen für rund 800, in der österreichischen Landwirtschaft benötigte Erntehelfer unterhalten, bestätigte eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums am Samstag gegenüber der APA.
Dafür eingesetzte Charterflüge aus der Ukraine sind durch eine neue Ausnahmeregelung des österreichischen Gesundheitsministers seit dem 1. Mai wieder möglich.