Wer sich in Wien heute, am 1. Mai, schon unbedingt die Haare schneiden lassen wollte, konnte dies problemlos, wenn auch mit etwas Wartezeit, erledigen. Zumindest im 20. Bezirk in Wien hatten bei einem Rundgang am Nachmittag von zwölf Haarschneidern die Hälfte offen. Praktisch überall warteten Kunden vor dem Geschäft, meist weil die Warteplätze drinnen schon belegt waren. Auf Nachfrage der Wiener Zeitung stellte die Wirtschaftskammer klar, dass "bestimmte Betriebe unter klar geregelten Bedingungen" geöffnet haben dürfen. Das gelte, wenn Arbeitgeber und Betriebsrat bzw. Arbeitnehmer eine Beschäftigung an bis zu vier Wochenenden oder Feiertagen vereinbart hätten.
Corona-Lockerungen mit 1. Mai
Mit dem 1. Mai erfolgten in Österreich die ersten, größeren Öffnungsschritte und eine weitgehende Zurücknahme der Ausgangsbeschränkungen nach der Quarantänephase. Die Maskenpflicht wurde mehrheitlich, allerdings keineswegs durchgehend eingehalten. Wie viele Fußgänger im Freien bevorzugten auch manche Figaros bei der Arbeit die elegant unter dem Kinn drapierte und damit medizinisch wenig wirksame Variante. Auch die Kundschaft bedeckte nur teilweise Mund und Nase.
Insgesamt prägten am 1. Mai aber deutlich mehr Masken als bisher das Stadtbild. Die Menschen waren gut darauf vorbereitet, beim Betreten von Bäckerei, Eissalon oder dem Foyer einer Bank schnell das Stoffteil über Mund und Kinn zu ziehen, sobald sie hinein durften. Auch Abstand wurde im Großen und Ganzen gehalten. Viele schoben den Mundschutz im Freien dann allerdings ebenso rasch wieder unter das Kinn - oder in die Hostentasche - wie sie es zuvor hervorgezaubert hatten.
Wien im Fokus
In Wien sind mit heutigem Tag 2.531 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Das sind 39 mehr als am Tag davor. Das teilte die Landessanitätsdirektion Wien und der medizinische Krisenstab der Stadt am Freitag mit.
In den vergangenen 24 Stunden ist eine 96 Jahre alte infizierte Frau verstorben. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt nun 131. Insgesamt 1.817 Personen sind inzwischen wieder genesen.
Reproduktionszahl knapp unter 1,0
Epidemiologen der Gesundheitsagentur AGES und der TU Graz haben die Ansteckungsraten von 16. bis 28. April ausgerechnet: Die Steiermark lag um den 28. April etwa bei der für Österreich durchschnittlichen Reproduktionszahl von 0,67. Weniger als 0,5 betrug die effektive Reproduktionszahl für SARS-CoV-2 am 28. April in Kärnten.
Sehr knapp unter dem Faktor 1,0 befand sich Wien, womit die Bundeshauptstadt zum Corona-Sorgenkind wird - auch wenn diese Zahlen nur eine Momentaufnahme darstellen.
Die Reproduktionsraten wird in den kommenden Wochen genau beobachtet werden, um die Auswirkungen der Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen und anderer Anti-Corona-Maßnahmen zu messen. Sank die Zahl der Covid-19-Patienten in den vergangenen zwei Wochen österreichweit täglich um durchschnittlich 4,2 Prozent, könnte sie bei einer Steigerung der Reproduktionsrate schnell wieder massiv steigen.