"Bei Corona erleben wir den Weltuntergang live und können dazu tickern und bloggen", schreibt Franzobel im E-Mail-Austausch mit seinem Schriftstellerkollegen für die "NZZ"-Onlineausgabe. Am Donnerstag eröffnet sein Text "Die Säuberung" die neue Monologreihe des Burgtheaters. Was jetzt passiert, gleiche "einem Putsch mit einem neuen Machthaber namens Corona und einer Staatspolizei Gesundheitswesen. Es ist, als hätte eine ultraorthodoxe Partei die Macht ergriffen. Sie ist absolut, humorlos, lustfeindlich und lässt keine Kritik zu", schreibt Franzobel in der "Neuen Zürcher Zeitung".
"Wir haben uns aus Angst vor dem einen Schreckensszenario in das andere geflüchtet. Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftliche Katastrophe, soziale Unruhen und wer weiß, was da noch alles kommt." Den Weltuntergang sieht Schneider zwar nicht, aber auch er stellt fest: "Die Partei der Angst hat gesiegt."
Verrohung in der Quarantäne
Mit der aktuellen Krise beschäftigt sich Franzobel auch im Text "Die Säuberung", der den Auftakt zur neuen Streamingreihe des Burgtheaters mit dem Titel "Wiener Stimmung" bildet. Der Monolog beschreibt "die allmähliche Verrohung in der Quarantäne", wie der Autor gegenüber der APA ausführt. "Er schildert überspitzt Verhältnisse in einer Gesundheitsdiktatur, wenn wir nicht mehr gesund sind, um zu leben, sondern leben, um gesund zu bleiben."
Gleich zwei Uraufführungen Franzobels mussten wegen der Coronakrise verschoben werden. Die Premiere des Stücks "Der Leichenverbrenner" im Akademietheater, eine Dramatisierung des 1967 erschienen gleichnamigen Romans des Tschechen Ladislav Fuks, ist nun für den Herbst avisiert. Wann die Uraufführung des Zeitzeugenstücks "Hanni", die im Linzer Brucknerhaus geplant war, nachgeholt wird, steht noch nicht fest.