Der Vergleich von Mitte April mit heute zeige, "dass die Anzahl der Bezirke ohne einen einzigen positiv getesteten Fall ständig zunimmt". Die Wissenschafter des Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien haben in der "Corona-Ampel" die positiv getesteten Fälle pro 10.000 Einwohner innerhalb der vergangenen 14 Tage nach Bezirken aufgeschlüsselt, die Entwicklung lässt sich mithilfe einer Zeitleiste verfolgen. Die Experten betonen, dass es sich dabei um die "relative Anzahl der positiv getesteten Fälle" handelt, die abhängig von der Anzahl der durchgeführten Tests sei. Daneben könne es immer auch infizierte Personen geben, die einen asymptomatisch Krankheitsverlauf haben oder noch keine Symptome zeigen, aus irgendeinem Grund nicht getestet wurden oder sich nicht gemeldet haben. Für Martin Sprenger ist es dennoch "eine Annäherung", wie er gegenüber der APA erklärte, die Ampel "ein verständliches Tool zur Risikobewertung".
So gibt es den Daten zufolge derzeit neun österreichische Bezirke bzw. Städte, wo es seit zwei Wochen keinen positiv getesteten Fall pro 10.000 Einwohner gegeben hat. Dabei handelt es sich um die Bezirke Scheibbs, Lilienfeld, Leoben, Murtal, Wolfsberg, Villach-Land, Hermagor und Tamsweg sowie die Stadt Rust. Mitte April gab es mit Feldkirchen einen einzigen Bezirk, wo es in den zwei Wochen davor keinen positiv getesteten Fall gegeben hat.
Auch sonst sieht man auf der Karte deutlich die Rückgänge: Heute, Mittwoch, gibt es keinen einzigen Bezirk, wo es in den vergangenen zwei Wochen mehr als zehn positiv getestete Fälle pro 10.000 Einwohner gegeben hat, Mitte April war das noch bei sechs Bezirken der Fall. Mit Landeck ist heute ein einziger Bezirk gelb eingefärbt, was fünf bis neun positiv getestete Fälle seit Mitte April signalisiert. Vor zwei Wochen waren noch zwei Dutzend Bezirke bzw. Städte gelb.
Der Ursprungsgedanke zu dem Projekt war es laut Sprenger, etwa Ärzten in den Regionen auch mit Prognosen Hinweise zu geben, wann sie mit vielen Covid-19-Erkrankten zu rechnen haben. Zum Glück haben sich die Befürchtungen zu einem "massiven Infektionsgeschehen" nicht bewahrheitet. Sprenger betont aber, dass "Einrichtungen mit vielen hochbetagten, multimorbiden, oder immunschwachen Menschen", vor allem also Alters- und Pflegeheime, Klöster, oder Krankenhäuser weiterhin gefährdet bleiben - "das wissen wir aber schon seit Anfang des Jahres, haben es aber zu lange nicht ernst genug genommen".
Ein weiteres Werkzeug des CSH hat nun internationale Anerkennung erhalten. Die Wissenschafter der Forschungseinrichtung haben Anfang April eine Datenbank mit staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie erstellt, die sie seither ständig erweitert. Die "CSH Covid-19 Control Strategies List" (CCCSL) umfasst derzeit mehr als 170 Einzelmaßnahmen gegen die Verbreitung von COVID-19 in 52 Ländern. Die Datenbank soll nun in eine Plattform mit staatlichen Maßnahmen einfließen, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit gerade entsteht.