In den USA hakt es in der Coronakrise offenbar massiv bei den Anträgen eines Millionenheers von Arbeitslosen auf staatliche Stütze. Einer Online-Umfrage des Economic Policy Institutes (EPI) zufolge sind viele nicht an die Hilfsgelder herangekommen oder haben sie erst gar nicht beantragt.
Die am Dienstag veröffentlichte Studie lässt darauf schließen, dass die seit Mitte März beim Staat eingegangenen 26,5 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bei weitem nicht die Zahl der Bedürftigen abbildet.
Menschen haben Probleme
Demnach kommen auf zehn erfolgreiche Antragsteller drei oder vier weitere, die an Bürokratie oder Technikproblemen scheitern. Weitere zwei machten demnach gar nicht erst den Versuch, staatliche Hilfe zu beantragen. Diese Zahlen summieren sich laut EPI auf 8,9 bis 13,9 Millionen Arbeitslose auf, die durch das Raster fielen: "Die Studie untermauert, was Einzelfälle zeigen und was bereits durch die Medien ging: Dass die Menschen Probleme haben, an die Hilfen zu kommen, die sie benötigen", sagte Studienautor Ben Zipperer.
Angesichts einer Flut von Gesuchen nach staatlicher Stütze sind Webseiten kollabiert und Telefonleitungen überlastet, wie frustrierte Antragsteller berichten. Auch wer erfolgreich war, muss oft länger auf die Auszahlung des Geldes warten. Der Bundesstaat Florida meldete beispielsweise jüngst, die Verwaltung habe bis jetzt erst etwa einem Fünftel der Antragsteller Zahlungen zukommen lassen. Laut der Statistik des US-Arbeitsministeriums erhalten 71 Prozent der Antragsteller ihr Geld, auch wenn die Auszahlungspraxis von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sei.
Weg in Richtung Massenarbeitslosigkeit
Die Coronapandemie trifft den US-Arbeitsmarkt mit voller Wucht. Binnen weniger Wochen machte die Krise den Stellenaufbau aus dem vorangegangenen Boom-Jahrzehnt zunichte. Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst gewarnt, die USA bewegten sich in "alarmierendem Tempo" Richtung Massenarbeitslosigkeit.
Dies werde aber nur vorübergehend der Fall sein. Sobald die Betriebe wieder öffnen könnten, sei für die zweite Jahreshälfte mit einer raschen konjunkturellen Erholung zu rechnen. Die Notenbank, die Vollbeschäftigung sichern soll, entscheidet am Mittwoch über den Leitzins und wird dabei voraussichtlich auch eine Einschätzung zur Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts abgeben.