Die deutsche Bundesregierung und weitere Staaten planen, einen Corona-Immunitätsausweis einzuführen, der ähnlich wie der Impfpass nachweisen könnte, dass eine Covid-19-Erkrankung überstanden ist, damit diese Menschen beispielsweise früher zurück zur Arbeit können.

Voraussetzung für die Einführung eines solchen Dokuments sei jedoch, dass wissenschaftliche Beweise dafür vorliegen, dass sich Menschen nach einer Corona-Erkrankung nicht wieder anstecken können, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Diese habe man bislang noch nicht

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor diesen Immunitätsnachweisen. Die Antikörper-These sei bislang nicht ausreichend wissenschaftlich gedeckt.

Keine hinreichende wissenschaftliche Grundlage

"Es gibt im Moment keinen Nachweis, dass Menschen, die sich von Covid-19 erholt und Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind", teilte die WHO mit. Es sind verschiedene Antikörpertests auf dem Markt. Deren Genauigkeit und Zuverlässigkeit müsse aber weiter geprüft werden, so die WHO.

Qualitativ mangelhafte Tests könnten bei Menschen, die infiziert waren, keine Antikörper anzeigen. Bei Menschen, die nie mit dem neuen Virus Sars-CoV-2 infiziert waren, könnten fälschlicherweise Antikörper nachgewiesen werden. Das liege etwa daran, dass Tests womöglich auf eines der anderen Coronaviren reagieren, die bereits seit längerem bekannt sind und unter anderem die ganz normale Erkältung auslösen.

Die WHO unterstütze Tests, die Aufschluss darüber geben, welcher Prozentsatz der Bevölkerung schon Antikörper gegen das Virus Sars-CoV-2 produziert hat. "Die meisten dieser Tests sind aber nicht darauf ausgelegt festzustellen, ob diese Menschen gegen eine zweite Infektion immun wären", schreibt die WHO.

Datenschutz-Bedenken

Sie warnt Menschen, die positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden, vor der Annahme, sie seien immun und könnten nun die Maßnahmen ignorieren, die fast in aller Welt verhängt wurden, um weitere Ansteckungen einzudämmen. "Solche Immunitätsbescheinigungen würden das Risiko fortgesetzter Ansteckungen deshalb erhöhen", schreibt die WHO.

Zusätzlich gibt es auch Sorge was den Datenschutz betrifft. Der deutsche Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) formuliert seine Bedenken so: "Bei jeder Form von Immunitätsnachweisen handelt es sich um Gesundheitsdaten, die besonders zu schützen sind", sagt er: "Auf keinen Fall dürfen solche Daten missbraucht werden oder zu Diskriminierung führen."