Normalität, sowohl eine "neue" als auch eine "alte", scheint im Paznauntal derzeit noch in weiter Ferne. Das zeigt sich bereits, bevor man das Tal überhaupt erreicht. Nach der Autobahnausfahrt findet man das richtungsweisende Schild des Paznauntals noch durchgestrichen vor. Auch eine zusätzliche große Tafel weist die Gemeinden Kappl, See, Galtür und Ischgl mit großen roten Punkten noch als gesperrt aus.
Nur vereinzelt fahren Autos talauswärts. Der Verkehr spielt sich vielmehr eher taleinwärts ab. Bierwagen und Transport-Lkw prägen das Straßenbild. In den Gemeinden selbst sind Post-Zustellautos und Paketzustelldienst-Fahrzeuge omnipräsent. Ansonsten gestaltet sich der gemeindeinterne Verkehr sehr zaghaft. Sowohl in See als auch in Kappl und in Ischgl ist es ungewöhnlich still.
Vor einem Supermarkt in See finden sich einige wenige Einkäufer ein. Eine Dame um die 40 mit Schutzmaske fährt nahe zum Geschäft und steigt schnell aus. "Es hat sich für mich wenig geändert", sagt sie gegenüber der APA. "Ich bleibe jedenfalls vorerst im Tal", ergänzt sie. Nur wenn es dringend notwendig sei, möchte sie in den nächsten Tagen hinaus. Eine weitere Frau huscht schnell in Richtung Geschäft. Reden will sie nicht. "Ich habe es eilig", betont sie.
Etwas entspannter scheint die Situation im nahen Kappl. Im Ortszentrum vor einem Sportgeschäft sitzt ein Mann Mitte 50 auf einer Bank und raucht. Seine Schutzmaske hat er nach unten gezogen. Er beobachtet die Menschen, die sich mit Mindestabstand und Masken vor dem geöffneten Geschäft anstellen. Auch er will heute das Paznauntal nicht verlassen. "Wir haben ja alles da", hebt er hervor. Eine kleine Freude über einen Normalitäts-Aspekt räumt er dennoch ein: "Zum Glück fahren die Busse jetzt wieder in einem anderen Takt und auch nach Landeck hinaus". Diese Möglichkeit werde er vielleicht nächste Woche nutzen.
Noch weiter weg von einer Art "Normalität" präsentiert sich Ischgl. In der in Saisonzeiten belebten Party-Metropole, in der am 2. Mai Eros Ramazzotti die Wintersaison beschließen hätte sollen, trifft man kaum eine Menschenseele an. Dominant sind hingegen Getränkelieferwagen und Kamerateams.
Auf der Straße mag kaum jemand über die noch frische Ist-Situation des Tales reden. "Wir müssen leider zu Antikörper-Tests", sagt eine junge Frau mit Kinderwagen und Freundin im Schlepptau. Auch zwei Männer mit Hund wollen die Umstände und eine etwaige Normalisierung nicht kommentieren.
Die Dorfstraße wirkt geradezu gespenstisch. Die Straße, die ansonsten sowohl kulinarisch als auch geschäftlich und nicht zuletzt partymäßig das Zentrum des Wintersportortes bildet, ist wie ausgestorben. Bis auf zwei ältere, spazieren gehende Damen trifft man niemanden.
Auf den Terrassen sieht man vereinzelt Gastronomen und Hotelbesitzer stehen, die einen Blick über die leere Dorfstraße werfen. Nach wenigen Augenblicken verschwinden sie jeweils wieder in ihre Lokale und Hotels. Sie wirken ratlos. Womöglich angesichts der Frage, wie die Normalität in Ischgl und im Paznauntal generell künftig aussehen soll.