Spanien will dien Lockdown im ganzen Land erneut um zwei weitere Wochen bis Mitternacht des 9. Mai verlängern. Das kündigte Ministerpräsident Pedro Sánchez am späten Samstagabend in einer Rede an die Nation an. Die Zahl der Coronavirus-Toten in Europa kletterte indes auf mehr als 100.000. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) brachte eine Grenzöffnung für deutsche Sommerurlauber ins Spiel.
Über die Verlängerung des sogenannten Alarmzustandes, der dritthöchsten Notstandsstufe, wird das Parlament wieder abstimmen müssen. Es wird jedoch eine breite Unterstützung auch der Opposition erwartet. Der sozialistische Politiker verkündete unterdessen auch die Absicht, die strikte, seit dem 15. März geltende Ausgangssperre ab dem 27. April vor allem für Kinder bis zwölf Jahre etwas zu lockern. Über die Maßnahmen zur Lockerung sei allerdings noch nichts entschieden worden, sagte Sánchez. Gegebenenfalls werde man diese Maßnahmen auf die Entwicklung der Pandemie in den verschiedenen Regionen des Landes anpassen.
Man mache langsame und konstante Fortschritte im Kampf gegen das Coronavirus, betonte der Regierungschef. "Wir sehen am Horizont einen langsamen Marsch in Richtung einer neuen Normalität", sagte er.
Zahl kletterte indes auf über 100.000
Die knapp 47 Millionen Bürger Spaniens dürfen seit fünf Wochen nur in wenigen Ausnahmefällen aus dem Haus - in erster Linie um zur Arbeit oder zum Arzt zu fahren oder um Einkäufe zu tätigen. Spaziergänge und Sport im Freien sind unterdessen - anders als in anderen Ländern - strikt untersagt. Nach den USA und Italien ist Spanien mit mehr als 190.000 Infektionsfällen und über 20.000 Toten das von der Krise am schwersten betroffene Land der Welt.
Die Zahl der Coronatoten in Europa kletterte indes auf über 100.000. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich am Samstagabend auf mindestens 100.501, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben ergab. Das sind knapp zwei Drittel der weltweiten Corona-Todesfälle. Insgesamt wurden fast 1,14 Millionen Corona-Fälle in europäischen Ländern registriert, das ist rund die Hälfte aller Fälle weltweit.
Die meisten Todesopfer wurden aus Italien gemeldet, dort starben 23.227 Infizierte. In Spanien wurden rund 20.043 Corona-Todesfälle registriert. In Frankreich wurden 19.323 Tote gezählt und in Großbritannien 15.464.
Frankreich vermeldete indes einen weiteren Rückgang der Zahl der neuen Todesopfer. Am Samstag kamen 642 Corona-Tote hinzu, teilte das Gesundheitsministerium mit. In Deutschland wurden bis Samstagabend 140.400 Fälle und 4.288 Tote gezählt, um 2.600 bzw. 199 mehr als am Vortag.
Während auch Kroatien eine Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen bis 4. Mai verkündete, kündigten andere Staaten Lockerungen an. So sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Samstagabend, dass ab Sonntag wieder 30 (statt wie bisher 15) Prozent der Angestellten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren dürfen. Sonderschüler sollen in kleinen Gruppen wieder lernen, bis zu drei Familien dürfen Kleinkinder gemeinsam von einer Person betreuen lassen. Sport von bis zu zwei Personen ist in einem Umkreis von bis zu 500 Metern vom Zuhause erlaubt. Bis zu zehn Menschen dürfen draußen gemeinsam beten, müssen aber einen Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern einhalten.
Auch Albanien gab die Öffnung von etwa 600 Wirtschaftssektoren ab Montag bekannt. In Staaten mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit bereitete am sich indes auf das Osterfest am morgigen Sonntag vor, das - mit Ausnahme des sich den Coronaschutzmaßnahmen bisher entziehenden Belarus (Weißrussland) - weitgehend ohne Gottesdienste stattfinden sollte. In Serbien führte ein entsprechendes Verbot zu einem handfesten Streit zwischen Präsident Aleksandar Vucic und der orthodoxen Kirche.
In Österreich richtete Tourismusministerin Köstinger den Blick in Richtung Sommersaison. Im Gespräch mit der "Presse am Sonntag" brachte sie eine Grenzöffnung für deutsche Urlaubsgäste auf Basis einer bilateralen Vereinbarung ins Spiel. Bis Ende April solle ein Stufenplan für das Hochfahren von Gastronomie und Tourismus stehen.
Die positive Entwicklung bei den Infektionen und Erkrankungen konnte aber auch am Samstag nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin tagtäglich mehrere Menschen in Österreich am Coronavirus sterben. So wurde die Steiermark zum ersten Bundesland, das mehr als 100 Coronatote zu beklagen hat. Der Tod von zwei Frauen aus dem Bezirk Graz-Umgebung (geboren 1924 bzw. 1930) brachte die Gesamtzahl der steirischen Opfer am Samstag auf 101.