Nachdem am Freitag rund 145 Migranten das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" verließen und wegen der Corona-Pandemie an Bord des italienischen Fährschiffes "Rubattino" in Quarantäne gekommen sind, fordert die deutsche Regierung die deutschen Hilfsorganisationen auf, Rettungsaktionen einzustellen und Schiffe gegebenenfalls zurückzurufen, da es an Ausschiffungshäfen im zentralen Mittelmeer fehle.
"Man kann nicht von uns verlangen, die Rettung von Menschenleben einzustellen, während dieselben Politiker in Deutschland fordern, dass alles Menschenmögliche dazu beigetragen werden muss, um möglichst viele Menschenleben zu retten", sagt Gorden Isler, Vorsitzender der NGO Sea-Eye in einer Presseaussendung.
Nicht nur den Migranten, auch der Crew der "Alan Kurdi" steht nun eine 14-tägige Quarantäne an Bord der "Rubattino" bevor. Das Schiff liegt vor Palermo vor Anker. Die nächste geplante Rettungsmission von Sea-Eye fällt diesen Umständen zum Opfer. Die Coronakrise führte jedoch nicht nur zu operativen Problemen. So wie viele Hilfsorganisationen beklagt auch Sea-Eye einen großen Spendenrückgang.
"Wir wollen gern alles tun, um einen Rettungseinsatz im Mai starten zu können. Menschen wegen der Corona-Krise ertrinken zu lassen, ist ein genauso schlechter Grund wie jeder andere Grund, der bisher in dieser Debatte vorgetragen worden ist", sagte Isler.
Auf dem italienischen Fährschiff sollen die Migranten nun für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden. Unklar ist bisher, wie es für die Menschen anschließend weitergeht. Italien hat seine Häfen für die Ausschiffung von aus Seenot geretteten Menschen vorübergehend wegen des gesundheitlichen Notstandes geschlossen. Über einen Ausschiffungshafen und die Verteilung der Geflüchteten haben die Behörden bisher keine Pläne veröffentlicht.
Weiteres Schiff wartet auf Landung
Das spanische Rettungsschiff "Aita Mari" mit 36 Migranten an Bord wartet vor der Küste Siziliens darauf, anlegen zu können. Die Migranten waren am vergangenen Sonntag in maltesischen Gewässern vom Schiff der spanischen NGO Salvamento Maritimo Humanitario (SMH) gerettet worden. In den vergangenen Tagen waren acht Migranten aus gesundheitlichen Gründen vom Schiff evakuiert worden.
Die Crew beklagte, dass die Migranten am Ende ihrer Kräfte seien. Erwartet wird, dass die 36 verbliebenen Migranten wie jene des NGO-Schiffes "Alan Kurdi" an Bord des italienischen Fährschiffes "Rubattino" gehen, wo sie sich für zwei Wochen in Quarantäne befinden werden. Danach sollen sie in andere EU-Länder gebracht werden. Die "Rubattino" ankert eine Seemeile vom Hafen Palermo entfernt, die Migranten werden vom Roten Kreuz versorgt.
Die "Aita Mari" war nach Angaben von SMH eigentlich zwecks Wartung bereits auf dem Rückweg nach Spanien, als die Nachricht kam, dass mindestens drei Flüchtlingsboote mit mehr als 170 Menschen an Bord vor Malta in Seenot geraten seien. Mit einer Minimalbesatzung machte sie deshalb kehrt und entdeckte das Schlauchboot mit den Migranten an Bord.