Das Wegener Center der Universität Graz und das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) warnen davor, in der Corona-Krise den Klimawandel aus den Augen zu verlieren. Zwar könne der "Lockdown" die unmittelbare Treibhausbilanz verbessern. "Aber auf die globale Erwärmung haben solche nur kurzfristigen Einsparungen praktisch keine Auswirkungen", heißt es in einem gemeinsam verfassten Papier.
Der Politik empfehlen die vier Autorinnen und Autoren - Angela Köppl und Margit Schratzenstaller vom Wifo sowie Stefan Schleicher und Karl Steininger vom Wegener Center - an der geplanten Ökologisierung des Steuersystems festzuhalten und den Klimaschutz sowohl bei den aktuellen Hilfsmaßnahmen als auch nach der Krise mitzudenken. So könnte Krisenhilfe für die Auto- und Luftfahrtbranche an die Vorgabe geknüpft werden, die Emissionsbilanz der jeweiligen Flotten zu verbessern.
Als warnendes Beispiel sehen die Autoren die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09. Diese hatte nämlich zwar ebenfalls einen kurzfristigen Rückgang der Treibhausgase zur Folge. Schon 2010 waren die Emissionen aber wieder auf den Wert des mittelfristigen Trends zurückgekehrt. Und durch die unsystematische Einführung von Ökosteuern zur Budgetsanierung sei die Akzeptanz für ökologische Steuerreformen in Europa eher gesunken als gestiegen.
In der aktuellen Krise plädieren das Wifo und das auf Klimafragen spezialisierte Wegener Center daher für Regeln, die die Verwendung von öffentlichen Mitteln an den zwei Zielen ausrichten: an die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft und an der Bekämpfung des Klimawandels.
An diesen Zielen sollen sowohl die nach der Krise nötigen Konjunkturpakete als auch kommende Steuerreformen und Konsolidierungspakete ausgerichtet werden. Als Beispiele genannt werden Investitionen in öffentlichen Verkehr und in die Weiterbildung und Qualifikation von Arbeitskräften.
Festhalten würden die Autoren an der Ökologisierung des Steuersystems und der Bepreisung des CO2-Ausstoßes - und zwar ausdrücklich auch dann, wenn das Branchen treffen würde, die bereits unter "Corona" zu leiden hatten.