Der Stillstand, in dem wir uns wiederfinden, hat ein Problem mit sich gebracht: den Bewegungsmangel. Oft ist es der schulischen oder beruflichen Pflicht geschuldet, dass wir unsere Augen auf Bildschirme richten – dabei ist eine starke Immunabwehr gerade in diesen Zeiten wichtig. Doch Bewegung in den eigenen vier Wänden ist oft nicht nur eine Frage des inneren Schweinehunds, sondern auch eine des Platzes.
Einer Idee aus der Schweiz kommt daher erhöhte Aufmerksamkeit zu. "Street Racket" heißt die Sportart, die das Ehepaar Rahel und Marcel Straub erfunden hat. Auf den ersten Blick ähnelt es Tischtennis, man benötigt aber keinen Tisch – und gerade, weil es so wenig dafür braucht, ist dieser Sport derzeit gefragt. Beispielsweise mit einem Band (oder im Freien mit Kreide) werden nebeneinander drei Quadrate markiert. Zwei Spieler schlagen den Ball in das gegenüberliegende Feld, jenes in der Mitte soll er dabei nicht berühren. Den Ball nach unten oder volley zu spielen, ist nicht erlaubt.
Mittlerweile ist Marcel Straub, selbst vielfacher Schweizer Squash-Meister und jahrelanger Leiter des Kompetenzzentrums für Sportunterricht in Zürich, auf der ganzen Welt unterwegs, um die Idee Schulen und Sportlehrern vorzustellen. In der Schweiz hat sich Street Racket auf Pausenhöfen bereits etabliert, auch steirische Schulen sind auf den Zug aufgesprungen. Und Kinder nehmen die Idee mit nach Hause.
"Der wohl innovativste Rückschlagsport der letzten Jahrzehnte"
"Die Hand-Auge-Koordination und die motorische Kompetenz werden intensiv geschult. Die Möglichkeiten, Spielvarianten und -ideen zu entwickeln, sind unendlich und die Kosten minimal", sagt Straub. Bei ihm läuten die Alarmglocken, denn "gerade jetzt, wo Kinder und Erwachsene aufgrund des wachsenden Streaming-Angebots vermehrt vor Bildschirmen sitzen oder arbeiten, braucht es dringend einen Gegenpol." Erich Frischenschlager von der Pädagogischen Hochschule Steiermark hält viel von Street Racket: "Das ist der wohl innovativste Rückschlagsport der letzten Jahrzehnte. Es kann überall gespielt werden, und noch dazu ohne Netz. Dies eröffnet ganz neue Dimensionen für die Bewegung zuhause und in Schulen."
Die Corona-Krise traf auch das Ehepaar Straub, viele Kongresse und Kurse wurden weltweit abgesagt. Wie so oft war da aber auch eine Chance, ja, sogar ein Druck, die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu animieren. Und so möchten sie ihre Idee in die Welt tragen – und ihre "Mission", so erzählen sie, erfüllen: "Wir wollen den aktiven Teil der Bevölkerung erhöhen."